Die Zeit der Anführungszeichen :
„Quote Unquote“

Von Philipp Felsch
Lesezeit: 10 Min.
Aus dem Nebel sind richtige Wolken geworden: Die Anführungszeichen um Friedrich Nietzsches Notiz „ich habe meinen Regenschirm vergessen“ waren der Urstoff einer epochalen Mystifikation.
Jacques Derrida und Susan Sontag machten es uns vor: Zitathäkchen um alles und jedes waren die Zeichen einer Zeit, die noch an die Bekämpfung der Sprachmagie glaubte.
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Was ist eigentlich mit den Anführungszeichen passiert? Vorbei die Zeit, als die in Schulterhöhe ge­k­rümmten Mit­tel- und Zeigefinger um Wörter wie „Wahrheit“ oder „Tatsache“ zur Idiomatik geisteswissenschaftlicher Seminare ge­hörten. Vorbei die Zeit, als Joey in der Fernsehserie „Friends“ für großes Ge­lächter sorgte, weil er den Sinn der Geste nicht verstand. Als einer der Letzten, dessen Tweets von erratischen Gänsefüßchen wimmelten, machte Donald Trump von sich reden. Ihr expressiver Gebrauch hat heute beinah einen frivolen Beigeschmack. Nichts demonstriert ihren Be­deutungsverlust deutlicher als die Tatsache, dass ihre Verwendung im Fall von so aggressiven Signifikanten wie dem N-Wort offenbar keinen Unterschied mehr macht.

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