Detox : Alkohol im Mund, Essig im Bauch

Saufen ohne Leberschaden, das verspricht eine Erfindung aus Zürich. Sie hat allerdings Nebenwirkungen.
Nach einem Trinkgelage wünscht sich so mancher Teilnehmer, er hätte keine Kopfschmerzen, keine Magenbeschwerden und seinen Führerschein nicht verloren. Derartige Folgen des Alkoholkonsums soll zukünftig ein Proteingel verhindern, das Trinker zu sich nehmen müssen, bevor sie das Glas ansetzen. An der ETH Zürich haben Forscher ein solches Gel entwickelt und erfolgreich an Mäusen getestet: Die Tiere, die es fraßen und danach Alkohol tranken, hatten nur einen halb so hohen Blutalkoholspiegel wie die Kontrollgruppe, die einfach nur Alkohol bekam.
Auch hatten die gelbehandelten Mäuse bessere Leber- und Blutwerte. Die Forscher haben diese Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature Nanotechnology“ veröffentlicht, ein Patent beantragt und sind zuversichtlich, dass ihr Gel die klinischen Tests an Menschen bestehen wird. Und damit enden die guten Nachrichten.
Das Gel schmeckt vermutlich scheußlich, denn es besteht aus Molkeprotein. Das wird zuerst stundenlang gekocht und anschließend mit Salz und Wasser behandelt, damit sich die Proteinfäden vernetzen. Das Proteingel würde daher sehr langsam verdaut, teilt die ETH Zürich mit. Das trägt zur lang anhaltenden Wirkung bei, liegt so aber schwer im Magen. Um zu wirken, muss das Gel in einer Eisenlösung gebadet haben und mit Gold-Nanopartikeln angereichert sein.
„Egal“, wird vielleicht mancher sagen: Um Bier, Wein oder Schnaps in rauen Mengen folgenlos genießen zu können, lohnt es sich, diesen Glibber herunterzuwürgen. Wichtig ist: Das muss vor dem Alkoholgenuss geschehen, denn ist man erst betrunken, kann auch das Proteingel nichts mehr retten.
Im Verdauungstrakt verwandelt das Gel das Ethanol aus dem Getränk in Essig, bevor Ethanol ins Blut gelangen und die Leber schädigen kann. Etwas von dem Alkohol dringt zwar durch die Mundschleimhaut und geht ins Blut. Dennoch bleibt mit dem Gel im Bauch das aus, wofür alkoholhaltige Getränke oft so beliebt sind: der Rausch.