Herstellerpleite : Wenn es für das Neuroimplantat keinen Support mehr gibt

Medizinprodukte können das Leben mancher Patienten drastisch erleichtern – doch teils lassen sich Implantate nach ein paar Jahren nicht mehr nutzen und Gesetze schützen nicht vor Supportausfall.
Am Ende seines Medizinstudiums erhielt Timothy White eine Hiobsbotschaft. Der 35-jährige Frankfurter leidet seit der Jugend an Clusterkopfschmerz, zeitweise ereilen ihn vier oder fünf Attacken pro Tag – Experten zählen es zu einer der schlimmsten Schmerzformen. Arzneimittel halfen nicht oder hatten starke Nebenwirkungen. Doch es gab Abhilfe: ein Implantat, hinter dem Wangenknochen eingesetzt; es stimuliert dort einen Nervenknoten. Es wurde in Europa für die Linderung von Clusterkopfschmerz und schwerer Migräne zugelassen und erhielt ein CE-Kennzeichen. „Mini-Stimulator im Oberkiefer schaltet Kopfschmerzen ab“, warb der Hersteller Autonomic Technologies (ATI) im Jahr 2011.
White entdeckte das Implantat bei Netzrecherchen. Einer der ersten Patienten mit dem Gerät wollte er nicht sein, aber als dessen Sicherheit klinisch bestätigt war, ließ er es sich 2013 am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) einsetzen. Trotz Komplikationen beim Eingriff war er sehr zufrieden. Es habe seine Lebensqualität „unheimlich verbessert“ und ihm Sicherheit gegeben. White griff teils mehrmals täglich zur Fernbedienung, die das kleine Implantat drahtlos mit Energie versorgt und die Stimulation aktiviert. „Ich konnte die Attacken damit immer recht schnell beenden.“
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