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Ihr neues Jahr der hölzernen Schlange haben die Chinesen ganz besonders eingeläutet: Die Suchmaschine Deepseek hat nicht nur die Welt der Künstlichen Intelligenz erschüttert, sondern Anleger rund um die Erde Milliarden Dollar gekostet. Damit beweist China nicht nur, dass auch Diktaturen in der Lage sind, den technischen Fortschritt voranzubringen – im Zweifelsfall in der Rüstungsentwicklung.

Peking hat aber auch seine ganz eigene Antwort auf das Dröhnen aus Amerika gegeben, wo Donald Trump und eine Reihe von Techmilliardären die Welt mit der Großinvestition von 500 Milliarden Dollar für die KI-Initiative Stargate verblüfft hatten.

Das Ringen der beiden konkurrierenden Supermächte ist durch die Wahl Donald Trumps etwas in den Hintergrund getreten. Davon sollte sich niemand täuschen lassen – der Umgang beider miteinander wird auch weiterhin den Lauf der Welt mitbestimmen. In China steht die Schlange als Symbol nicht für Hinterlist und das Verschlagene, das sie in der christlich bestimmten Mythologie symbolisiert. Im Reich der Mitte steht sie für Weisheit und strategisches Denken. Und das drückt sich weniger durch laute Töne als durch stilles, eifriges Voranmachen aus. China zu unterschätzen, nur weil es derzeit eine hausgemachte Krise – mit offiziellen Wachstumsraten von immerhin 4 bis 5 Prozent – durchläuft, wäre ein großen Fehler.

Auch deshalb zieht sich Pekings Politik wie ein roter Faden durch unsere heutige Ausgabe: Der Ökonom Rolf J. Langhammer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) weist erstmals auf ein „toxisches“ Finanzierungsmodell hin, das auch die deutsche Automobilindustrie in China übernommen hat. Sie sucht schon länger nach Ausweichstandorten. Meine Kollegin Sabine Balk hat mit dem Handelsminister Marokkos, Ryad Mezzour, gesprochen. Er scheut die ganz großen Vergleiche nicht und erklärt im Interview, sein Land habe in der „Automobilindustrie die gleiche Wettbewerbsfähigkeit wie China erreicht“.

Für Manager ist es überfällig, Alternativen zu China zu suchen. F.A.Z.-Korrespondent Andreas Mihm schreibt uns eine Analyse Polens. Für Teile der deutschen Industrie wächst es zum „neuen China“ heran. Aber nicht nur Polen wird zu oft in der Wirtschaftsberichterstattung übersehen: Trump droht immer wieder mit Zöllen, mit der wirtschaftlichen Macht der Vereinigten Staaten. Deshalb wird es Zeit, mit kühlem Blick auf Sanktionen und Embargos zu schauen. Der Ökonom Heider Kariem vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) schreibt, dass schon die alten Griechen vor 2500 Jahren zum Embargo griffen, um Gegner auszuschalten. Wie heute der Westen das weltumspannende Bezahlsystem SWIFT immer mehr als Waffe einsetzt, untersucht unser Kolumnist Christian von Soest.

Hinter dem Druck auf SWIFT stehen oft die Amerikaner. Sie sind es auch, die nun zum zweiten Mal aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten sind. Eine Klimakatastrophe sei das wohl nicht, schreibt uns F.A.Z.-Klimafachmann Joachim Müller-Jung. Und Amerikas Wettbewerber um klimafreundliche Technologien könnten sich die Hände reiben. Auch hier dürfte China ein Wörtchen mitreden.

Die chinesische Schlange lässt sich von all diesen Wirren sowieso nicht schrecken – sie schlängelt sich voran, weiß sich anzupassen, vermag sich zu häuten. Und damit das Alte abzuschütteln.

Und so gilt weiterhin: Bitte bleiben Sie gelassen!

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Helge Adrians
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