FAZ+Aron Abrahamsz und „Jud Süß“ :
Antisemitismus hinter Amsterdams goldener Maske

Gastbeitrag
Von Raquel Erdtmann
Lesezeit: 18 Min.
Chalmer Salomons’ Rötelzeichnung von Aron Abrahamsz im Amsterdamer Rasphuis, um 1737
Wer Dinge darstellt, gewinnt Macht über sie: Kunst lenkt unsere Wahrnehmung. Ein Blick auf die Darstellungsformen des historischen Antisemitismus an den Beispielen Aron Abrahamsz und Joseph Süskind Oppenheimer.
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Justitia ist nicht blind in Amsterdams „goldenen Zeiten“. Das Richtschwert der strafenden Gerechtigkeit in der linken Hand, die Waage in der rechten, thront sie sehenden Auges als Statue im Hof des Männergefängnisses, mahnend und wachend über die Verurteilten zugleich. Bessere Menschen sollen die Gefangenen werden dort im Rasphuis bei Hobeln und Raspeln des harten brasilianischen Rotholzes zur Gewinnung von Farbstoff. „Castigatio“, Züchtigung, lautet die Inschrift über dem Portal und „Virtutis est domare, quae cuncti pavent“ – ein Zeichen von Tapferkeit ist es zu bezwingen, wovor alle sich ängstigen. Ein auf die Minute getakteter Tagesablauf inklusive Kirchgang, Schlägen mit der Rute und einer Art Waterboarding in einer hölzernen Tonne für diejenigen, die nicht das Tagessoll an Spänen schafften, sollte das Tier im Menschen zähmen.

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