Ramón del Valle-Inclán :
Die Menschen bereiten dem Teufel Vergnügen

Von Gerhard Stadelmaier
Lesezeit: 14 Min.
Ein genialer Theatersprengsatz aus lauter Poesie und Pointen: Szene aus Valle-Incláns letztem Stück „Die Hauptmannstochter“, hier in einer Madrider Inszenierung der Compañía María José Goyanes von 1977
Besser lachen, wenn die Zeiten böser werden. Oder was man in Zerrspiegeln klarer sieht. Hinweis aus vielerlei gegebenen Anlässen auf den Dramatiker Ramón del Valle-Inclán und seine Schauerpossen, die wieder auf den Spielplan müssen.

Ecce homo? Nein. Seht, kein Mensch! Ein bewusstseinfreies schwächstsinniges wabbelndes Trumm Muskeln, Fett, Knochen. Eines namenlosen kindlichen Monsterzwergs. Gekrönt mit einem hin und her torkelnden Wasserkopf. Dem um den sabbernd lallenden Mund („Huh! Huh! Seiße! Seiße!“) herum die ersten zarten puber­tären Barthaare sprießen. Gebettet auf einen runden Schweinetrog mit vier Rädern, eingesunken ins Bettstroh, unter einer Flickendecke Grimassen schneidend. Ausgestattet, nebenbei bemerkt, mit einem gewaltigen Gemächt. Das, entblößt, mit allem Übrigen zusammen den Karren „zu einem Backofen voll Brot“ macht. Er brachte seiner Besitzerin Juana la Raina – „Ihr habt ja keine Ahnung, was man mit so einem Karren scheffeln kann, nichts greift den Leuten der­maßen ans Herz“ – rund sieben Reales pro Tag. Der Karren mit dem Krüppel darauf, mit dem sie von Jahrmarkt zu Kirchweih zog, war Juana la Rainas Kapital, ihr Lebensunterhalt.

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