Einschnitte in Kulturförderung :
Sie sind die Säulen der Weltliteratur

Lesezeit: 6 Min.
Nachtschicht eingeschlossen: Arbeit am Text
Sie übersetzen am Rand der Armutsgrenze. Trotzdem will das Staatsministerium für Kultur von Claudia Roth die Fördermittel für den Deutschen Übersetzerfonds um rund 30 Prozent kappen. Das wäre katastrophal für die Branche und ein Schlag für unsere weltoffene Kultur.

Kürzlich erzählte ein spanischer Übersetzer, er habe für die Übertragung eines deutschen Sachbuchs von 500 Seiten (Bestseller hierzulande und mit einem renommierten Preis ausgezeichnet) genau 5000 Euro Honorar erhalten. Arbeitszeit: neun Monate. Der spanische Übersetzer lebt heute in einer Wohnung, die seiner gut verdienenden Schwester gehört. Das sind keine Witze, sondern gängige Meldungen aus dem europäischen Kulturprekariat. Sie ließen sich auch aus Italien oder Slowenien erzählen. Dass wir es in Deutschland besser hätten, wird gern in Festreden beschworen, wenn von literarischen Übersetzern als „Brückenbauern“, „Kulturvermittlern“ und ähnlichem Blabla die Rede ist. Von der Übersetzerbranche darf man bekanntlich sprechen, ohne die mindeste Vorstellung von den materiellen Bedingungen ihrer Arbeit zu haben.

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