Eine Reise nach Feuerland : Lyrik für sechshundert Lichtjahre Entfernung

Tierra del Fuego war immer für Extremerfahrungen gut. Nun ist dort ein erstaunlicher literarischer Vermittlungsversuch gemacht worden: von der Magellanstraße in die Magellanwolke.
Es ist eine der südlichsten Städte der Welt, ein Tor zur Antarktis: Porvenir. Die Straßen sind wie anderswo in Chile in einem Quadrantenmuster angelegt, als ein Versuch von Ordnung, Übersichtlichkeit und Beherrschung eines scheinbar grenzenlosen Territoriums. Aber schon ein flüchtiger Blick auf die kleinen schiefen Einfamilienhäuser, aus Holz und farbigen Wellblech zusammengeschustert, mit ihren ramschgefüllten Hinterhöfen, verrät den Widerspruch. Zugehängte Fenster, in den Höfen herumliegende verrostete Blechteile, von Salz zerfressene abblätternde Wände, gleich neben dem aufgeplatzten Gehsteig ein kleines Grabmal mit einem von Plastikspielzeugbaggern und -lastwagen umkreiste im Gras verwitternden Foto eines Knaben. Eine Straßenecke weiter sitzt ein riesiger angeketteter Plüschtiger auf einem alten Erdölfass, der die aufs Meer herabführenden Gassen bewacht. Die Stadt wurde in einer engen Bucht angelegt in der Hoffnung, so wenigstens von einer Seite vor dem Herrscher der Tierra del Fuego ein wenig geschützt zu sein: dem Wind.