Dubiose Nachkriegsjustiz : Wenn das Opfer vom Täter verurteilt wird

Hannah Brinkmann erzählt in „Zeit heilt keine Wunden“ von zwei Biographien, die sich vor Gericht kreuzen: die eines Schoa-Opfers und die eines NS-Juristen.
Am kommenden Montag wird der Holocaust-Gedenktag begangen, und am 7. Februar erhält Hannah Brinkmann den erstmals verliehenen Comicpreis der Stadt Dortmund. Anlass genug, das neue Buch dieser bemerkenswerten Autorin vorzustellen. Es heißt „Zeit heilt keine Wunden“ und erzählt laut Untertitel „das Leben des Ernst Grube“. Grube überlebte als Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters die Schoa, obwohl er, seine Mutter und die beiden Geschwister kurz vor Kriegsende noch deportiert wurden – zuvor hatte sie ihr Status als sogenannte „Geltungsjuden“ (wegen des arischen Vaters) geschützt. Aber im Februar 1945 waren die Vernichtungslager schon befreit. So überlebten die Grubes, aber alle Verwandten der Mutter waren schon ermordet worden.