Tiere im Nationalsozialismus : Unter Allesfressern

Seidenraupen gegen Kartoffelkäfer: Jan Mohnhaupt hat die Rolle von Tieren im Nationalsozialismus analysiert. Die Nazis waren genauso wenig Tierfreunde, wie sie Menschenfreunde waren.
Bis heute wird die Erzählung von der Tierliebe der Nationalsozialisten verbreitet. Zu den ersten Gesetzen des Regimes gehörte das deutsche Tierschutzgesetz, das am 24. November 1933 erlassen wurde und in dessen erstem Satz es hieß, die „Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf“ gebiete, „dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen“. Bekannt sind die Geschichten vom Hundeliebhaber und Vegetarier Hitler, der eine Fleischbrühe als „Leichentee“ zu bezeichnen pflegte; bekannt sind die Fotos von Göring, wie er einen jungen Löwen mit der Flasche füttert. In seinem neuen Buch hat Jan Mohnhaupt, nach seiner Studie über den „Zoo der Anderen“ in Zeiten deutscher Teilung, auch solche Geschichten versammelt; doch konzentriert er sich dabei auf ideologische Hintergründe und Widersprüche. So wird zwar der Tierschutz von den Nationalsozialisten propagiert, zugleich aber werden die meisten Tierrechts-Vereine aufgelöst und verboten. Rassistische Stereotypen werden auf die Tierwelt bezogen; die Unterscheidung zwischen nützlichen und schädlichen Tieren kulminiert dann rasch in der Gegenüberstellung von „Herrentieren“ – Hunde, Bären, Wölfe, Raubtiere – und beispielsweise den Katzen als „Juden“ im Reich der Tiere.