Frankfurter Anthologie :
Afanassi Fet: „Roggen reift“

Lesezeit: 4 Min.
Frankfurter AnthologieThomas Huber liest „Roggen reift“
Unser täglich Brot: Dieses Gedicht eines russischen Giganten der Poesie entwickelt Wucht und Tiefe – durch seine Schlichtheit, seine Musikalität, seinen Rhythmus.
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In der russischen Lyrik ist Afanassi Fet (1820 bis 1892) ein Gigant. Während Puschkin unter den Russen lange den Rang einnahm, den die Deutschen früher einmal Goethe zuschrieben, ist Fet wegen der Musikalität seiner Verse am ehesten mit Eichendorff zu vergleichen. Wer Fet auf Russisch laut liest, wird merken, dass die Worte leichter über die Lippen gehen als bei seinem gedankenreichen Zeitgenossen Fjodor Tjutschew. Fets Russisch ist geschmeidig und magisch im Klang und wie das Deutsch Eichendorffs voll farblich genau kalkulierter Vokalkadenzen. So wie Eichendorff der meistvertonte deutsche Dichter des neunzehnten Jahrhunderts ist (er liegt, wie Peter Horst Neumann einst nachwies, weit vor Goethe), so haben die russischen Komponisten Fet geliebt, allen voran Peter Tschaikowsky und Sergej Rachmaninow, die hochgradig verdichtete, stimmungsvolle, schönheitstrunkene Kunstlieder nach Gedichten von Fet hinterließen.

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