Rezension: Belletristik : Im Schattenreich des Schattenmanns
Seine Leser haben immer nur seine Bücher gehabt, nie ihn selbst. Juan Carlos Onetti, geboren 1909 in Montevideo, gestorben 1994 im Madrider Exil, war ein störrischer Solitär, wie Beckett oder Cioran. Die beste Beschreibung seiner Person hat ein argentinischer Literaturkritiker geliefert: "Schlaflose Augen irren hinter den Gläsern seiner Hornbrille umher. Verquält grimassierende Lippen, hohe Professorenstirn, schlurfender Gang eines alternden Beamten ... Er lebt zurückgezogen, einsam, ohne Bindungen, mit Ausnahme seiner ständig wechselnden Ehefrauen und seines treuen Begleiters, des Alkohols. Diese Isolierung, so erklärte er einmal selbst, habe ihn zum Schriftsteller gemacht, ohne sein Zutun, aus unerklärbaren Gründen, aus einer Gewohnheit heraus, ,die mein Laster wurde, meine Passion, mein Unglück'. Er trägt sein Kreuz, als büße er eine namenlose Schuld, die nie gesühnt oder vergeben werden kann."