Rezension: Belletristik : Wie schmerzt das Grau die Leber
"Was eine Kirche wäre, ein innerer Dom - der Priester / mit dem Taschenrechner hat es auf den Nenner gebracht." So wie dieser Vers hat moderne Poesie auszusehen: Noch immer bebt das lyrische Subjekt im Andrang seiner wahreren, tieferen, inneren Empfindungen, und schon kommt der Verräter, der Priester, daher, der sie einer technischen Prüfung unterzieht und das Gefühl zum Zahlenkunststück macht. Die Kritik an der Kälte unserer Zeit, die Erinnerung an den verlorenen Mythos einer "Kirche" und seine symbolische Verwandlung zum "inneren Dom", schließlich der souveräne Lakonismus, mit dem die Verse in den Alltagsjargon münden, weisen ihren Schöpfer als Virtuosen der modernen Poesie aus, der all seine Mittel plakativ einsetzt.