Biographie über John Williams : Kann man Autor und Figur trennen?
Mit dem Untertitel „,Stoner‘ und das Leben des John Williams“ gibt Charles J. Shields seiner Biographie des Schriftstellers die Richtung vor, und mit dem Titel „Der Mann, der den perfekten Roman schrieb“ klärt der Biograph von vornherein, wie er sich diesem modernen Klassiker der amerikanischen Literatur nähern will: bewundernd. Ein Romanheld kann im Glücksfall ein überzeugendes Selbstporträt des Autors sein. Ohne Zweifel trägt „Stoner“ – so heißt der tragische Held des Hauptwerks – viele Züge seines Erfinders, und vielleicht macht ihn gerade das so eindrucksvoll. Williams hat Stoner intensiv und geradezu liebevoll beschrieben, als malte er sein Selbstbildnis. Außer dem gleichen Berufsfeld (einem College in Colorado) gibt es noch andere Parallelen und viel Wesensverwandtes zwischen dem Autor und seiner Romanfigur. Aber eine tragische Existenz wie sein asketischer und stoisch leidender „Stoner“ war Williams nicht. Er konnte sich wehren, auch fröhlich sein und das Leben genießen. Zu oft allerdings nur mit Hilfe von Alkohol.