Zum Jubiläum des „Zauberbergs“ :
Was ein Jahrhundertbuch ausmacht

Andreas Platthaus
Ein Kommentar von Andreas Platthaus
Lesezeit: 3 Min.
Christoph Eichhorn als Hans Castorp und Ann Zacharias als Elly Brand in Hans W. Geißendörfers Verfilmung des „Zauberbergs“ von 1982
Thomas Manns Roman erschien am 20. November 1924. Den Nobelpreis bekam er wenig später aber für ein anderes Buch. Heute ist „Der Zauberberg“ eines der wirkungsmächtigsten Werke der Weltliteratur.
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Von den vier international wohl wirkungsmächtigsten deutschsprachigen Romanen des zwanzigsten Jahrhunderts haben zwei recht ausufernde, bewusst noch verrätselnde erste Sätze. „Zugegeben, ich bin Insasse einer Heil- und Pflege­anstalt, mein Pfleger beobachtet mich, lässt mich kaum aus dem Auge; denn in der Tür ist ein Guckloch, und meines Pflegers Auge ist von jenem Braun, welches mich, den Blauäugigen, nicht durchschauen kann.“ Und: „Lange Wellen treiben schräg gegen den Strand, wölben Buckel mit Muskelsträngen, heben zitternde Kämme, die im grünsten Stand kippen.“ Der erste Satz leitet „Die Blechtrommel“ von Günter Grass ein, der zweite Uwe Johnsons „Jahrestage“. Beide entstanden in der zweiten Jahrhunderthälfte, beide sind ohne den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus nicht denkbar.

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