Schirach in Berlin :
Lehrstück ohne Körper

Lesezeit: 3 Min.
Ingo Hülsmann als Sperling in der Berliner Aufführung von „Gott“
Ein Mensch, der nicht mehr leben will, verlangt nach einem tödlichen Medikament: Ferdinand von Schirach stellt in seinem Stück „Gott“ einen Fall von Sterbehilfe zur Abstimmung. Ist das überhaupt noch Theater?
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Wir sind in einer Sitzung des Ethikrats am Abend der Uraufführung von Ferdinand von Schirachs neuem Stück „Gott“ im Berliner Ensemble: In einem fensterlosen Sitzungssaal aus hellem Holz, der, ohne Tische und ohne Stühle, an ein Auditorium erinnert, nehmen, noch vor Beginn der Vorstellung, zu nervösen Bratschentönen auf der Bühne die Schauspieler Platz. Sie kommen nach und nach hinein, begrüßen sich, flüstern sich kurz etwas zu. Und unten tun die Zuschauer in den coronabedingt lichten Reihen des Theatersaals dasselbe. Denn nicht nur die Schauspieler, auch die Zuschauer – so will es das Stück, so will es die Inszenierung – sind Akteure an diesem Abend. Das ist die erste, bildlich dann doch sehr aufdringlich umgesetzte Belehrung dieser Uraufführung von Oliver Reese, der noch viele Belehrungen folgen, viele erhobene Zeigefinger und endlose Referate, bis man völlig erschöpft aus dem Theater wankt.

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