Zu Georg Hensels Hundertstem : Die Brille des Saint Schorsch
nicht viel anderes mehr sein: Die Bühne verfolgt
ihn bis in seine Träume. Und manchmal sind dies
Albträume.
(Georg Hensel, „Anmaßungen der Theaterkritik“)
Es war einmal, dass der Theaterkritiker ganz auf sich zurückgeworfen wurde. Zwar nicht im Theater. Aber gleich danach. Ein schwüler Spätsommerabend. Es ist lange her. Man schrieb 1983. Das berühmteste, edelste und erlesenheitsstolzeste deutsche Schauspielhaus, die Berliner Schaubühne, von der aus ihr Regiefex Maximus Peter Stein normalerweise der Stadt und dem Erdkreis seinen theatralischen Unalltäglichkeitssegen spendete, hatte zum „Café Concert“ geladen. Wobei ausgerechnet „Dramen aus dem täglichen Leben“ kredenzt werden sollten. Tischchen mit Lämpchen im Zuschauerraum. Im Eintrittspreis eine Flasche Rotwein pro Tisch inbegriffen. Es lagen also schaubühnenwidrige Besäufnisse in der Luft. Was eigentlich ausgezeichnet zu den Ministücken des Pierre Henri Cami gepasst hätte, der von 1884 bis 1958 lebte, Komiker, Schauspieler und Absurditätsjongleur war, außerdem Herausgeber der Fachzeitschrift fürs Pariser Beerdigungsgewerbe namens „Der kleine illustrierte Leichenwagen“.
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