Russische Autorin Ganijewa : Das Imperium muss zerfallen

Die exilrussische Schriftstellerin Alissa Ganijewa stammt aus Dagestan und hält Moskau dessen koloniale Ausbeutung vor. Die arme Region im Nordkaukasus erhält Investitionen als Lohn für die Rekrutierung von Soldaten für den Ukrainekrieg. Die russische Opposition ignoriert das.
Die exilrussische Schriftstellerin Alissa Ganijewa gehört nicht nur zu den wenigen ihrer oppositionellen Landsleute, die den Großangriff auf die Ukraine kommen sahen, sie bescheinigt darüber hinaus auch vielen Putin-Kritikern imperial-koloniale Arroganz. Die 38 Jahre alte Ganijewa, die aus der Kaukasusrepublik Dagestan stammt, seit ihrem Literaturstudium aber in Moskau lebte, wurde 2009 durch ihr Prosadebut „Salam, Dalgat!“ bekannt, das einen Tag im Leben eines jungen Dagestaners schildert, der bald ein Dokument abliefern, bald Bandenmitglied werden oder ein guter Muslim werden soll, zunächst unter männlichem Pseudonym. Als das Buch ausgezeichnet und ihre Identität bekannt wurde, schlug die Begeisterung vieler dagestanischer Leser in Empörung um, weil sie als Frau eine prekäre Macho-Welt offengelegt hatte, wo man dem Kreislauf von Korruption und Gewalt nicht entkommt. Nach dem Beginn der Großinvasion vor zwei Jahren zog Ganijewa zunächst nach Estland und dann nach Kasachstan, wo ihre Tochter zur Welt kam. Dank eines Stipendiums des Wissenschaftskollegs lebt sie derzeit in Berlin.
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