Boris Johnsons Rückzug : Der Clown tritt ab
Früher entfalteten sich politische Krisen episodisch wie Serienfolgen im linearen Fernsehen, die mit einer dramatischen Auflösung endeten. So war es noch beim Sturz Margaret Thatchers. Der letzte Akt von Boris Johnsons Untergang hingegen ist eine Posse für das Zeitalter des Binge-Watchings. Es ging an einem ununterbrochenen Stück Schlag auf Schlag, sodass man den Wendungen kaum noch folgen konnte. Wenn britische Politiker stürzen, wird klischeehaft von Hybris und Nemesis gesprochen, von griechischer Tragödie und besonders gern von einem Shakespeare’schen Drama. Auch jetzt wird darauf hingewiesen, dass Nadhim Zahawi, der am Dienstagabend von Johnson zum Finanzminister befördert wurde und weniger als vierundzwanzig Stunden später bereits den Rücktritt des Premierministers forderte, ausgerechnet den Wahlkreis von Shakespeares Geburtsstadt innehat. Die Ereignisse der letzten Tage haben mit ihrem schrankenlosen Hauptprotagonisten und dem atemlosen Tempo der Handlung jedoch eher den Charakter eines jakobitischen Trauerspiels von John Webster.
Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen
12,80 €
jetzt nur 0,99 €
Jetzt Zugang 12,80 € für nur 0,99 € abonnieren?
- Mit einem Klick online kündbar