Castro-Biopic : Darf ein Amerikaner einen Kubaner spielen?

James Franco soll in einem Biopic über das Leben der Tochter Fidel Castros den Revolutionsführer spielen. Es gibt trotz körperlicher Ähnlichkeit den erwartbaren Ärger. Dabei lohnt die Sache einen genaueren Blick.
Während die kubanische Misere nach dem Bürgeraufstand vor einem Jahr in Vergessenheit geraten und die gebeutelte Insel wieder im Elend versunken ist, gibt es einen netten kleinen Aufreger, der uns zumindest entfernt an die Karibik erinnert: Das Leben von Fidel Castros unehelicher Tochter Alina Fernández wird durch den Spanier Miguel Bardem – ein Cousin des Oscar-Gewinners Javier Bardem – in ein Biopic verwandelt.
Dass die abtrünnige Tochter die Politik des kubanischen Revolutionsführers vom Exil in Miami aus bekämpfte, ist aber nicht das Pikanteste an der Nachricht. Sondern, dass die Rolle Castros mit dem Hollywood-Schauspieler James Franco (44) besetzt wurde. Und hier ist das Skandalöse wiederum nicht Francos notorisches Sexleben, sondern die Tatsache, dass ein weißer Amerikaner einen Kubaner verkörpern soll.
Das Branchenblatt „Variety“ berichtete über den Instagram-Protest des kolumbianisch-amerikanischen Schauspielers John Leguizamo, der kulturelle „Aneignung“ beklagt und „den Diebstahl unserer Narrative“. Seine Forderung: Boykott! „How is this still going on?“ Bei näherer Betrachtung wird die Sache allerdings vertrackter. Denn Fidel Castros Vater war Galicier, also ein Spanier des äußersten Nordwestens, während James Franco portugiesische Vorfahren hat, die unmittelbaren iberischen Nachbarn also.
Übrigens war Castro weiß wie ein Kalkeimer, man sieht es auf den berühmten Fotos, die der „Máximo Líder“ lange vor den Altersbildern im Trainingsanzug so gern von sich machen ließ. Der protestierende John Leguizamo wiederum hat in jedem „Ice Age“-Film ohne Scham oder Bedenken die Stimme von Sid gesprochen, und Sid ist ein Faultier. Soll man es animalische Aneignung nennen?
