Nobelpreisträger gegen Kennedy : Dr. Wonder und die Muskelspiele des Kandidaten
Nobelpreisträger gegen Kennedy: Wird aus der Nominierung des Verschwörungstheoretikers zum US-Gesundheitsminister doch nichts, oder kommt es zur knallharten Konfrontationstherapie im Amt?
Wenn es so kommt, wie ein britischer Kommentator des „Guardian“ vor kurzem zur Nominierung des Verschwörungstheoretikers Robert J. Kennedy Jr. zum nächsten US-Gesundheitsminister dozierte, dann wird das Geschwür des Irrationalismus in der Gesundheitsbranche womöglich schon sehr bald entfernt sein. Konfrontationsbehandlung heißt das in der Psychotherapie.
Und ja: man muss sich nur den Triumph ausmalen, wenn der Mann, der sich vor vielen Jahren selbst von einem mirakulösen Wurm im Hirn befreit glaubte, der einen spinnerten Feldzug gegen Kinderimpfungen führt und der den historischen Erfolg der Covid-Vakzinen als eine der schlimmsten PR-Kampagnen der Pharmakonzerne bezeichnete, wenn also dieser medizinisch auf Mittelalterniveau argumentierende Ministerkandidat auf die wissenschaftliche Realität träfe – und bekehrt würde.
In putinesker Pose
Eine invasive Radikaltherapie, oder, wie heißt es so schön im Branchensprech: Wer heilt, hat Recht. Vielleicht ein bisschen viel wenn, zugegeben, aber was ist nach dem bisherigen Trump-Durchmarsch die Alternative? Die 75 Nobelpreisträger, die jetzt in der „New York Times“ den Senat beknien, Trumps Kandidat wegen dessen „mangelnder Qualifikation und Erfahrung in Medizin, Wissenschaft, Gesundheitsfürsorge oder in der Gesundheitsbürokratie“ abzulehnen, haben tausend rationale Argumente auf ihrer Seite.
Aber was hilft es, wenn die politische Währung in der Post-truth-Realität nicht mehr die fachliche Kompetenz von Ministerialen ist, sondern deren Leidenschaft für große Sprüche: „Make America healthy again“ muss nach dem Siegeszug der MAGA-Bewegung („Make America great again“) vielen Amerikanern wie die logische Weiterentwicklung des republikanischen Therapieansatzes für den kranken Staat vorkommen. Und was heißt schon medizinische Kompetenz im Amt?
Die letzten konstruktiven Beiträge des Trump-Kandidaten zur Volksgesundung beschränkten sich darauf, seinen robusten Körper zu Markte zu tragen. Robert J. Kennedy Jr ist siebzig, hat dünnes Haar, aber er ist ein tadelloser Anti-Ager, der auch gerne schonmal öffentlich in putinesker Pose mit freiem Oberkörper trainiert. Sein tägliches Workout nennen seine Longevity-Anhänger brutal effektiv, er stemmt mehr Gewichte als die meisten Zwanzigjährigen. Er pusht seinen Testosteronspiegel, und das alles zusammen könnte ihn im Staate Trump wie die Ikone eines neuen Gesundheitsfetischs aussehen lassen. Wunderheilung muss er seinen Landsleuten gar nicht versprechen, der Mann lässt einfach seine Muskeln sprechen.
