Luther-Jubiläum in Jena : Im deutschen Emmaus

Essen und Trinken hielt schon die Reformation zusammen. Da wird das doch auch heute noch taugen: Jena betreibt zum Jubiläum von Luthers Besuch im Jahr 1522 neue Traditionspflege.
Martin Luther und Jena – das ist ein eigentümliches Verhältnis. Beim ersten nachgewiesenen Besuch des Reformators in der Stadt erkannte man ihn nicht. Doch posthum ist Luther nirgendwo so sichtbar wie in Jena, denn in der dortigen Stadtkirche St. Michael befindet sich seine Grabplatte mit einem zeitgenössischen lebensgroßen Abbild. Natürlich deckt sie nicht Luthers Grab, denn das liegt bekanntlich in Wittenberg. Aber die 1548 in Erfurt dafür angefertigte Bronzeplatte erreichte in den Nachwirren des Schmalkaldischen Kriegs ihren Bestimmungsort nicht, und so kam sie 1571 nach Jena, ins neue theologische Zentrum des lutherischen Protestantismus. Die erst kurz zuvor gegründete Universität sollte aus dem zuvor unscheinbaren Bauern- und Winzerort eines der bis heute wichtigsten Bildungszentren Deutschlands machen. Für den Neubau des Hauptgebäudes der Hochschule riss man Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sogar das Stadtschloss ab.