Exodus aus Belarus :
Unterdrückung und neuer Aufbruch

Von Felix Ackermann, Warschau
Lesezeit: 5 Min.
Passanten vor dem Tor zum Campus der Warschauer Universität
Die Nichtverlängerung ihrer Arbeitsverträge sehen Minsker Forscher als Ausdruck politischer Verfolgung. Die entlassenen Historiker gehen deswegen ins Exil nach Polen und Litauen.
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Kacjaryna Kryvičanina will ihren Namen erst preisgeben, nachdem sie im Januar die Republik Belarus mit dem Flugzeug verlassen hat. Nachdem die Leitung des Minsker Instituts für Geschichtswissenschaften über Monate Druck auf die Historikerin ausgeübt hatte, verlor sie zum Jahreswechsel zusammen mit elf weiteren Kolleginnen ihre Arbeit an der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Jetzt ist sie im Gästehaus „Hera“ der Universität Warschau am Trakt zur Königlichen Residenz in Wilanów untergebracht und blickt auf fünf Monate Protest in der Republik Belarus zurück. Für Kryvičanina sind die historischen Parallelen offenkundig. Dazu gehört für sie „der totalitäre sowjetische Staat, in dem das Leben des Einzelnen mit seinem Standpunkt, seiner Meinung völlig wertlos war. Verräter, Spione, gekauft und so weiter – solche Anschuldigungen bekommen die Protestierenden heute zu hören.“ Dass anonyme Anzeigen zurückgekehrt sind, die Instrumentalisierung der Gerichte sowie eine Polizei, die sich selbst schützt statt die Bürger, erinnert sie an die Zustände der dreißiger Jahre in der Sowjetunion.

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