Russischer Kunstbetrug :
Fakes für Waffen

Ursula Scheer
Ein Kommentar von
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Höchstwahrscheinlich eine Fälschung: Bild „Murnau“, angeboten auf einer dubiosen Website als angebliches Werk Kandinskys.

Ein Kandinsky steht online zum Verkauf, um die russische Armee zu unterstützen? Das ist ein NFT-Lügenmärchen aus dem Ukrainekrieg mit bitterer Pointe.

Von russischem Propagandagetöse gerahmt, prangt ein Bild auf einer Website: „Murnau, Haus auf dem Hügel“, angeblich ein 42 mal 56 Zentimeter messendes Ölgemälde, soll 1909 von keinem Geringeren als Kandinsky geschaffen worden sein, dem Großmeister der Abstraktion. Nun soll die derart beschriebene Leinwand online verkauft werden – um den Krieg Russlands in der Ukraine zu unterstützen.

Lügen über Lügen türmen die Texte der Netzpräsenz einer ominösen Organisation namens Terricon aufeinander, in denen die Wirklichkeit ins Gegenteil verkehrt und die Ukraine zum von Radikalen angeführten Aggressor umgedichtet wird. Um dem mit aller Gewalt entgegenzutreten, solle man unter der Überschrift „Kunst für den Sieg“ das Werk aus einer Privatsammlung erwerben, mit Kryptogeld, unter Umgehung aller Sanktionen: als Non-Fungible Token. Es ist naheliegend, dass die prorussische Seite versucht, was die ukrainische mit zahlreichen Krypto-Spendenaktionen schon gestärkt hat, und schreit nach Regulierung des Blockchain-Handels. Doch NFT, virtuellen Besitzurkunden-Unikate, sind nur dann etwas wert, wenn auch die realen Werke, auf die sie verweisen, es sind.

Nichts als Unwahrheiten

Also stehen Scans von auf 2003 datierten Gutachten mit Briefkopf der staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau zum Herunterladen bereit. Sie sollen für die Echtheit bürgen. Sotheby’s, so ist weiter auf der Website zu lesen, habe den Wert des Gemäldes, auf „zehn Millionen Euro“ taxiert.

Ist das zu glauben? Ist es nicht. Beim Auktionshaus nachgefragt, erhält man zur Antwort: Sotheby’s gebe keine Schätzungen für Werke ab, die das Haus nicht physisch untersucht habe – also auch nicht für dieses. Deshalb fordere man die Löschung der Referenz auf der Website. Viel Glück dabei, denn juristisch fassbar scheinen die nur mit Netzadresse operierenden Betreiber kaum, die sich als Zusammenschluss von Milizionären, Krypto-Investoren, kalifornischen IT-Spezialisten und Arbeitern „aus den Weiten des Nordens“ ausgeben.

In der Tretjakow-Galerie erklärt derweil ein Spezialist auf Anfrage: Das fragliche Bild sei „zu 101 Prozent“ eine Fälschung. Wahrscheinlich stammt das Fake-Zertifikat aus Boomzeiten um die Jahrtausendwende, als korrupte Mitarbeiter der Galerie sich etwas mit Echtheitsnachweisen für nicht Echtes dazuverdienten – was aufflog und zu Entlassungen führte. So mutmaßt auch „The Art Newspaper“.

Fast überflüssig zu erwähnen, dass im Werkverzeichnis Kandinskys unter den Bildern, die der Avantgardist im bayerischen Murnau schuf, sich nicht das für den Angriffskrieg in Stellung gebrachte findet. Allerdings kann man dem Verzeichnis – und wenigstens soviel Mühe hätten sich die Betrüger machen können – den Namen des Künstlers entnehmen. Wassily Kandinsky. Nicht Wladimir, wie er auf der Website genannt wird. Wladimir, das ist ein anderer. Freud lässt grüßen.

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