Jacqueline Bisset wird 80 :
Das Glücksversprechen des Kinos

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Damals war sie die Schönste: Jacqueline Bisset in „Bullitt“ von Peter Yates, 1968
In den Siebzigerjahren war sie die Traumfrau des amerikanischen wie des europäischen Films, später hielten ihr nur Altmeister wie Chabrol die Treue. Jetzt wird Jacqueline Bisset achtzig Jahre alt.

Die schöne Frau, die zum Film geht, ohne auf der Bühne gestanden zu haben, lässt sich auf ein Spiel ein, das sie nicht kontrolliert. Läuft es gut, bekommt sie schnell Hauptrollen und Spitzengagen, und Drehbücher werden eigens für sie geschrieben. Läuft es schlecht, bleibt sie ein Anhängsel der männlichen Stars, mit denen sie vor der Kamera steht, und irgendwann ist sie nur noch ein Gesicht am Rand. Später erinnert man sich an ihr Aussehen, aber an keine der Figuren, die sie gespielt hat.

Für Jacqueline Bisset, die Tochter eines Hausarztes und einer Anwältin aus dem englischen Surrey, lief es lange Zeit gut. Zwar musste sie nach Kurzauftritten bei Richard Lester („Der gewisse Kniff“) und Roman Polanski („Wenn Katelbach kommt“) erst einmal dem Kino-Affen der 20th Century Fox Zucker geben – in der James-Bond-Parodie „Casino Royale“ zeigt sie als Bondgirl Miss Goodthighs ihre Beine, in „The First Time“ verdreht sie drei erfahrungshungrigen Teenagern den Kopf –, aber mit ihrer Rolle als Freundin von Steve McQueen in „Bullitt“ begann bald ein neues Kapitel.

In Truffauts Welt: Jacqueline Bisset mit Jean-Pierre Léaud in „Die Amerikanische Nacht“
In Truffauts Welt: Jacqueline Bisset mit Jean-Pierre Léaud in „Die Amerikanische Nacht“Picture Alliance

Anfang der Siebzigerjahre wurden ihr die Filme nicht mehr auf-, sondern angetragen. In „Roy Bean“ war sie die Tochter von Paul Newman, in „Mephisto-Walzer“ die Komplizin von Alan Alda, in „Airport“ ragte sie ne­ben Dean Martin aus einem All-Star-Cast heraus. Und dann kam François Truffaut und holte sie nach Frankreich in sein Zauberschloss der „Amerikanischen Nacht“.

Es war der Film, an dem die Freundschaft Truffauts mit Jean-Luc Godard zerbrach, weil Godard dem Regisseur öffentlich seine Affäre mit seiner Hauptdarstellerin vorhielt. Und es bleibt der Film, der Jacqueline Bissets Anspruch auf Unsterblichkeit begründet. Hundert Minuten lang verkörpert sie das Glücksversprechen des Kinos, die Erscheinung der Ferne im Medium der Nähe, und Jean-Pierre Léaud, der ihr nach einer Nacht verfällt, ist der Komplize des Zuschauers im Bild.

„Unter dem Vulkan“: Jacqueline Bisset in John Hustons Film von 1984
„Unter dem Vulkan“: Jacqueline Bisset in John Hustons Film von 1984Allstar

Danach war sie als Traumfrau gesetzt, sei es für Jean-Paul Belmondo in „Le Magnifique“, für Marcello Mastroianni in „Die Sonntagsfrau“, für Charles Bronson in „St. Ives“ oder im nassen T-Shirt für Nick Nolte in „The Deep“. Aber dann spielte sie, für je eine Millionengage, in zwei teuren Flops mit, und Hollywood wandte sich von ihr ab. Altmeister wie George Cukor („Reich und berühmt“), John Huston („Unter dem Vulkan“) und Claude Chabrol („Biester“) hielten ihr die Treue, aber seit Ende der Achtzigerjahre hat Jacqueline Bisset nur noch Hauptrollen in sehr kleinen und Nebenrollen in ein paar größeren Filmen gespielt.

Das ist ein Verlust, der an ihrem achtzigsten Geburtstag an diesem Freitag besonders schmerzt. Denn einmal, vor langer Zeit, war sie die schönste Frau des Kinos, und weil das Internet nichts vergisst, kann man es immer noch sehen.

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