FAZ+Kolonialgeschichte im Kino :
Deutsche Beflissenheit

Von Bert Rebhandl
Lesezeit: 6 Min.
Lars Kraumes „Der vermessene Mensch“: Studenten vermessen Schädel an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.
Lars Kraumes neuer Film „Der vermessene Mensch“ verhandelt deutsche Kolonialgeschichte – und landet in seinen eigenen Kulissen. Passenderweise gibt es zurzeit auch einen namibischen Film zum Thema.
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Im Jahr 1896 fand in Berlin im Treptower Park eine sogenannte Kolonialausstellung statt. Geläufig war auch der Begriff Völkerschau. Man konnte dort Menschen aus Afrika bestaunen, so in etwa muss man das Besucherinteresse wohl benennen. In eigens errichteten, vorgeblich authentischen Kulissendörfern war ein „alltägliches“ Leben zu sehen, es wurde gekocht und getanzt für das gründerzeitliche Pu­blikum, das einen Spaziergang durch einen Menschenzoo unternehmen konnte. Überliefert ist der Fall eines jungen Mannes aus Kamerun. Er hieß Kwelle Ndumbe und hatte es irgendwie geschafft, in den Besitz eines Opernglases zu kommen. Dieses richtete er nun auf seine Betrachter, eine Intervention, die man als Performance lesen kann, lange bevor daraus eine Kunstgattung wurde.

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