Wer einen Film des Griechen Giorgos Lanthimos anschaut, sieht dem Kino bei der Arbeit zu. Bei der Arbeit an sich selbst. Es ist, als würde man eine Werkstatt betreten: Da ist ein Bild, dann ein zweites und drittes, aber sie passen nicht zusammen, erst eine weitere Einstellung stellt die Verbindung zwischen ihnen her; es gibt Dialoge, doch sie stammen offenbar aus einem anderen Film und müssen erst angepasst werden; eine Geschichte beginnt, aber ihre losen Teile reiben aneinander und erzeugen Hitze und Kälte gleichzeitig, bis die Spannung zwischen den Extremen die Handlung zerreißt. Manchmal, wie in „Dogtooth“, dem Film, mit dem Lanthimos bekannt wurde, trennen sich sogar die Wörter von den Dingen, ein Salzstreuer heißt plötzlich „Telefon“, ein Sessel „das Meer“. Doch solange die Werkstatt in Gang bleibt, solange die Hämmer des Kinos schlagen, möchte man Lanthimos alles glauben, selbst auf die Gefahr hin, am Ende mit leeren Händen dazustehen – einem aufgeschnittenen Auge, einem ausgeschlagenen Zahn und einem Kindesmord, der vielleicht keiner war.
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