Archäologie :
Der Wikinger im Brunnen

Tilman Spreckelsen
Ein Kommentar von
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Heute eine Ruine: Die Sverresborg bei Trondheim

Eine nordische Saga erzählt detailliert vom Überfall auf einer norwegischen Burg im Jahr 1197. Nun konnten Archäologen die Angaben bestätigen – und stießen auf ein neues Rätsel.

Der Brunnen der Vergangenheit, bekanntlich tief, gibt ­immer wieder frei, was er verschluckt hat, wenn man nur lange ­genug gräbt. Tatsächlich sind die Bedingungen am Fuß eines zugeschüt­teten Brunnens wie geschaffen für archäologische Untersuchungen, weil sich im feuchten, aber luftabgeschlossenen Umfeld organisches Material länger erhält als andernorts.

So fand man bei Grabungen in der 1180 errichteten norwegischen Festung Sverresborg bereits 1938 den fragmentarischen Rumpf eines Mannes. Er lag über der natürlichen Quelle der Burg, begraben unter einer stattlichen Anzahl von Felsbrocken. Der Altgermanist Felix Niedner konnte davon nichts wissen, als er 1925 den zweiten Band seiner „Norwegischen Königsgeschichten“ publizierte, Übersetzungen von isländischen Sagas, die im hohen Mittelalter entstanden sind. Niedner, der schon vier Jahre vor dem Fund der Knochen gestorben war, hätte zweifellos mit dem Finger auf die „Sverris Saga“ gedeutet und eine Passage aus dem 49. Kapitel vorgelesen, die vom Kampf des norwegischen Königs Sverrir und seinen „Birkebeinern“ gegen die aufständischen „Bagler“ berichtet.

Archäologische Untersuchung auf der Sverresborg
Archäologische Untersuchung auf der SverresborgSverresborg Trøndelag Folkemuseum

Diese Krieger aus dem Süden belagern im Jahr 1197 die Sverresborg bei Trondheim und bringen einen der Bewohner durch Erpressung dazu, ihnen eine geheime Tür zu öffnen, während die Verteidiger gerade beim Essen sitzen. Allerdings folgt kein Blutbad, die Überrumpelten dürfen abziehen, aber die Sieger zerstören, was sie nicht brauchen können. Sie „brannten alle Häuser nieder“, heißt es in Niedners Übersetzung, und „nahmen einen Toten dort, stürzten ihn in den Brunnen und füllten dann Steine darüber, bis dieser voll war.“

Herrlich, werden sich die Archäologen von 1938 gesagt haben, als sie den Brunnen freigeräumt hatten, alles so wie in der Saga, sogar das Skelett ist an Ort und Stelle! Tatsächlich erzählt der Fund, dass man der Saga einigermaßen trauen darf. Und trotzdem fragt man sich, wessen Leiche nun dort abgelegt wurde, da die Verteidiger der Burg doch ausdrücklich verschont worden waren.

Nun haben Forscher in der Burg noch einmal nachgegraben und einen zum Rumpf passenden Schädel entdeckt. Mithilfe der daraus gewonnenen DNA fanden sie heraus, dass das Skelett zu einem Mann in seinen Dreißigern gehörte. Der Vergleich mit dem Erbgut heutiger Norweger legt allerdings nahe, dass er – wie die Bagler – aus dem Süden des Landes stammte. Haben die Eroberer einen ihrer eigenen Leute geopfert? Einen Verräter, den sie in der Burg antrafen? Manche Geheimnisse behält der Brunnen eben für sich.

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