Malerin Miriam Cahn : Nackte Bilder
Miriam Cahn hat sich den Weg freigekämpft von der Pressekonferenz im Münchner Haus der Kunst, wo sie durch vierzig Jahre glühende, flammende, berstende Malerei geführt hat, hat Journalisten beiseitegefegt, die noch irgendeine dumme Frage zu Hitler und seiner Kunsttrutzburg stellen wollten und wie das für sie sei, hier auszustellen, als Jüdin, hat einen Tisch ausgewählt im Museumsrestaurant und sich auf den Stuhl gesetzt, und dann kommt einer dieser gschaftelig-arroganten Münchner Kellner und weist darauf hin, dass jetzt gleich die Mittagsgäste anrücken: „Ich brauche hier jeden Tisch.“ Cahn geht in Kampfstellung. „Mich bekommen Sie hier nicht weg“, erklärt sie in aufschaukelndem Baslerisch. „Da müssen Sie mich schon raustragen.“ Der Kellner wechselt, und es kommt die Limonade.