Immendorff-Retrospektive : In einer roten Stadt
Surrealer Kommentar auf die Lage der Nation: In Berlin eröffnet der Bundeskanzler eine Retrospektive seines Malerfreundes Jörg Immendorff. Szenen aus einer quietschroten Miniaturstadt voller Kunstwerke.
Soviel rot war selten. Sechs haushohe Kuben stehen seit Donnerstag abend in der gläsernen Halle der Neuen Nationalgalerie, alarmrote Würfel, die von roten Wegen miteinander verbunden werden und auf den ersten Blick aussehen, als habe Giorgio De Chirico hier eine Westernstadt für die Sozialdemokratie errichtet - und vielleicht war es das intensiv strahlende Rot dieses kleinen Kunst-Pueblos, das den Bundeskanzler bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Wahlnacht so sichtlich erfreute. „Male Lago“ heißt die Ausstellung - nach einem Western, in dem Clint Eastwood als Rächer eine ganze Kleinstadt zwingt, alle Häuser rot zu streichen.