Kunstfest unter neuer Leitung :
Weimars Sommer ist politisch

Von Kevin Hanschke
Lesezeit: 5 Min.
Irgendwo hier sollten Mike Mohring von der CDU, Bodo Ramelow von der Linken und die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckhardt auftauchen, denn sie alle machten beim „Reichstags Reenactment“ mit.
Schon fast eine Bundesgeistesschau: Das jährliche Kunstfest der Stadt hat einen neuen Leiter, und der verpasst dem Festival ein neues Konzept – durchaus mit Blick auf die Landtagswahl.
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Ein sonniger Nachmittag auf dem Weimarer Theaterplatz. Die Caféterrassen sind gut besucht. Im Schatten des Goethe- und Schillerdenkmals steht der neoklassizistische Bau des Deutschen Nationaltheaters. Die Gruppe Novoflot und der Mädchenchor der Sing-Akademie Berlin betreten in weißen Jacken den Asphalt, stellen sich im Kreis auf und werfen Notenbücher auf den Platz. Im geschäftigen Trubel der Klassikerstadt erklingen Arien aus der Oper „Orfeo“ von Monteverdi. Dazwischen immer wieder diskursive Aussagen: „Wir pressen, wie gesagt, alle Opernwerke mit aller Kraft zusammen. Wie lang muss man für diesen Big Bounce pressen?“ Das Stück „Die Oper #1“ ist eine gelungene Persiflage auf die Opernwelt und stellt die Frage nach dem Sinn im Musiktheater. Dafür seziert die Berliner Gruppierung die Moleküle der traditionellen Oper. Ein kulturkritischer Start für das diesjährige Kunstfest Weimar, dass mit Superlativen nur so um sich wirft. Noch nie sei das traditionsreiche Sommerfestival, das seit 1990 stattfindet, so vielfältig, so partizipativ, so politisch und so groß gewesen. Bis zum 7. September läuft es diesmal noch.

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