Plakatkunst : Der König der Champagnerfarben
Kein Freund von Kadavergehorsam: Das Museum Georg Schäfer zeigt die bahnbrechende Plakatkunst Henri de Toulouse-Lautrecs.
Was heute mit den auf Mauern gesprayten Werken eines Banksy geschieht – dass nämlich fanatisierte Liebhaber in Nacht-und-Nebel-Aktionen diese Bilder aus den Wänden sägen oder abzulösen suchen –, widerfuhr dem französischen Impressionisten Henri de Toulouse-Lautrec schon vor 130 Jahren. Seine grellfarbigen Plakate, die im Pariser Nachtleben Reklame für das Moulin Rouge, diverse Schauspiele und vor allem Schauspielerinnen, aber auch für Fahrräder und Champagner machten, den Treibstoff, der die Vergnügungsmaschinerie am Laufen hielt, waren heiß begehrt. So sehr, dass selbst ehrsame Sammler nächtens herumstreunten, um seine Affiches abzulösen. Es ist dies die größte Ehre für einen Grafiker, der potentiell französischer König hätte werden können statt nur Champagnerprinz, einen Titel, den er sich unermüdlich in den Etablissements am Montmartre ertrank.