Kunstverein München :
Grüne Schatten brauner Geschichte

Von Brita Sachs
Lesezeit: 3 Min.
Grün ist die Hoffnung? Schlingelhoffs „No River to Cross“
Fast vergessen: Die Künstlerin Bea Schlingelhoff bittet stellvertretend für den Münchner Kunstverein um Verzeihung für dessen Schmäh-Schau „Entartete Kunst“ von 1937.
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Wer dieser Tage den Münchner Kunstverein in den Hofgartenarkaden betritt, wird nicht schlecht staunen: Auf schilfgrün gestrichenen Wänden ist nichts weiter zu sehen als dunkelgrün aufgemalte, unterschiedlich große und scheinbar willkürlich verteilte Rechtecke. Flyer helfen dem Ratlosen weiter: Jedes grüne Rechteck steht für ein Bild, das einmal an derselben Stelle hing, 1937 nämlich, als die Nationalsozialisten in diesen Räumen erstmals präsentierten, was sie, während ihrer „Säuberungsaktionen“ aus Dutzenden deutscher Museen entfernt, als „Entartete Kunst“ verurteilten. Man erfährt, wo Wilhelm Lehmbrucks „Große Kniende“ im Treppensaal stand und dass dahinter Franz Marcs grandioser „Turm der Blauen Pferde“ hing, dessen bis heute ungewisses Ende hier seinen Anfang nahm: Nach Protest des Regiments, in dem Marc im Ersten Weltkrieg gefallen war, wurde das Gemälde aus der Ausstellung entfernt, und Hermann Göring verleibte es seiner Sammlung ein. 1945 soll es in Berlin noch einmal gesehen worden sein, seither ist es verschollen, vermutlich zerstört, wie so viele der damals in München gezeigten Werke.

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