Kurt Forster gestorben : Lebendiger Mäander

Er verband assoziationstief die Werke der Vergangenheit mit avantgardistischer Architektur: Nun ist der Gründungsdirektor des Getty Center Los Angeles und Universalgelehrte Kurt W. Forster gestorben.
Vermutlich fehlt zu keiner Person des öffentlich-kulturellen Interesses ein Wikipedia-Eintrag so schmerzlich wie zu dem Züricher Kunst- und Architekturhistoriker Kurt W. Forster. Der könnte auch kurz ausfallen, würde er nur die renommierten Professuren und Ämter auflisten, die Forster nicht bekleidete. Allen voran war er von 1984 bis 1992 erster Direktor des Getty Center in Los Angeles, wo er bald weit über das Verwalten eines Museums hinausging, indem er mit seinem Research Center nach dem Vorbild Princeton die Grenzen der Kunstgeschichte in die Kulturwissenschaft warburgscher Prägung ausdehnte und gezielt die Archive deutscher Künstler und Gelehrter sammelte – ein kalifornisches Marbach der Kunsthistoriker und breit Interessierten. Schon seit 1960 aber hatte Forster an der Yale University unterrichtet, ab 1967 in Stanford, ab 1982 am MIT, hatte Gastprofessuren in Berkeley und Harvard; von 1992 bis zur Emeritierung 1999 war er Professor für Kunst- und Architekturgeschichte der ETH Zürich, eine Ballung von Eliteuniversitäten wie eine noble Briefmarkensammlung mit Blauer Mauritius und Schwarzem Einser. Von 1975 bis 1977 leitete er das Schweizerische Institut in Rom und ab 1980 das Stanford Study Center in Berlin. Er ist zudem Ehrendoktor der New School for Social Research in New York. Wie nebenher, dennoch profund, kuratierte er bleibende Ausstellungen wie die Architekturbiennale 2004 in Venedig.