Rekordzuschlag in Paris : Der Kopf einer Göttin
Eine Plastik von Amedeo Modigliani kostet in Paris 43,2 Millionen Euro. Damit übertrifft sie sogar den höchsten Zuschlag bei der legendären Yves-Saint-Laurent-Auktion.
Das Haupt der „Göttin der Schönheit“ mit halbgeschlossenen Augen, senkrechtem Profil und zu einem Knoten gebundenem Haar, von Amedeo Modigliani zwischen 1910 und 1912 in Pariser Kalkstein gehauen, hat bei Christie's in Paris rund zwanzig Bietern den Kopf verdreht. Man kämpfte mehr als zehn Minuten um die 64 Zentimeter hohe Skulptur, bis der Auktionator François de Ricqlès bei 38,5 Millionen Euro - das Aufgeld mitgerechnet sind das rund 43,2 Millionen Euro - den Zuschlag an einen ungenannten Telefonbieter erteilte, der sich zuletzt gegen einen Amerikaner und einen Europäer durchsetzen konnte. Das ist ein neuer Auktionsweltrekord für den Künstler, der 1920 im Alter von 36 Jahren mittellos gestorben ist.
Im November 2004 hatte ein Gemälde, ein Porträt seiner Gefährtin Jeanne Hébuterne, rund 31 Millionen Dollar erzielt. „Tête“, auf nur vier bis sechs Millionen Euro geschätzt, war wie geschaffen für den nach Meisterwerken höchster Seltenheit und erlesenster Provenienz hungernden Markt. Im Oktober 1912 stellte Modigliani eine Serie von sieben „Déesses de la Beauté“ im „Saal der Kubisten“ auf dem Salon d'Automne aus; zeitgenössische Fotografien und Zeitungsartikel belegen die Wirkung, die diese von der griechischen Antike und der afrikanischen Stammeskunst inspirierten Köpfe damals entfalteten.
Der französische Geschäftsmann Gaston Lévy, Mitgründer der Kaufhauskette Monoprix, ersteigerte die Skulptur 1927 im Drouot. Seither ist sie im Besitz seiner Nachfahren geblieben, und zuletzt wurde sie im Sommer 2009 in der Modigliani-Ausstellung der Bonner Kunsthalle gezeigt. Von Modigliani, der sich zwischen 1909 und 1914, angeregt durch Brancusi, fast ausschließlich der Bildhauerei widmete, sind 27 Skulpturen bekannt; siebzehn befinden sich in Museen.
Über die Behauptung von Christie's, Modiglianis „Tête“ sei das „teuerste Kunstwerk auf einer Auktion in Frankreich“, lässt sich freilich streiten. Die Skulptur hat Matisses „Les coucous, tapis bleu et rose“ aus der Sammlung Yves Saint Laurent und Pierre Bergé, im Februar 2009 für 32 Millionen Euro zugeschlagen, deutlich übertroffen. Bei Picassos „Noces de Pierrette“, von Binoche & Godeau 1989 für 300 Millionen Franc nach Japan versteigert, liegt der Fall nicht so klar: Nach dem Umrechnungskoeffizienten des französischen Instituts für Statistik entspräche diese Summe heute rund 65 Millionen Euro. Christie's hält sich wohlweislich zurück, die Behauptung mit Beispielen und Zahlen zu belegen. Insgesamt spielte die Auktion mit moderner Kunst, für verkaufte 82 Prozent von 130 Losen, einen Umsatz von 48,8 Millionen Euro ein.