Galerist Michael Schultz :
Aufstieg und Fall

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Bestens vernetzt: Michael Schultz (rechts) 2004 auf einem Empfang mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder
Die Karriere des Berliner Galeristen Michael Schultz war von Glanz und tiefen Schatten geprägt. Im Alter von 70 Jahren ist er nun gestorben.

2019 war das schwarze Jahr des Berliner Galeristen Michael Schultz: Damals tauchte ein gefälschtes Gemälde von Gerhardt Richter bei Christie's in New York auf, dessen Original Schultz einst an einen anonymen Käufer vermittelt hatte – und das seitdem von der Bildfläche verschwunden war. Betrugsverdacht, aus der allerdings keine Anklage resultierte, fiel auf den Galeristen, dessen Unternehmen zuvor durch geschäftliche Unregelmäßigkeiten aufgefallen war und sich in finanzieller Schieflage befand. Ein Insolvenzverfahren besiegelte schließlich das Schicksal der Galerie Michael Schultz in der Charlottenburger Mommsenstraße.

Dabei nannte der 1951 in Freudenstadt im Schwarzwald geborene Kunsthändler mit der 1986 eröffneten Galerie Michael Schultz und der 2005 gegründeten Galerie schultz contemporary Unternehmen von Glanz sein eigen, die große Namen wie eben Gerhard Richter, aber auch Andy Wahol, Sigmar Polke oder Robert Rauschenberg und viele weitere vorzuweisen hatte. Schultz, studierter Theater- und Musikwissenschaftler, leistete wichtige Aufbauarbeit für die ostdeutschen Künstler Norbert Bisky und Cornelia Schleime; auch die Neuen Wilden förderte er.

Prominente und Politiker wie Wolfgang Joop oder Gerhard Schröder gingen bei ihm ein und aus, er expandierte und wollte Asien erobern: 2006 öffnete eine Dependance in Seoul, 2007 kam eine weitere in Peking hinzu, wo er als Erster in der Stadt Polke und Joseph Beuys zeigte. Auch in Tel Aviv war Schultz aktiv. In Südkorea als Gastprofessor und Ehrenbürger gewürdigt, arbeitete er weltweit mit Museen und Biennalen zusammen und war mit seiner Galerie auf großen Messen in New York, Miami, Köln, Wien und Istanbul regelmäßig vertreten. Aber der Eindruck des Umtriebigen wich dem des Windigen, auf den Höhenflug folgte ein Absturz, von dem Michael Schultz als Kunsthändler sich nicht mehr erholen konnte. Am 28. Dezember ist er, wie erst dieser Tage bekannt wurde, gestorben.

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