Kunstmarktmeldungen : Zwirners Privatsammlung, Grimms Märchen und Raubkunst in Denver

Was Rudolf Zwirner privat sammelte, wie beliebt Grimms Märchen sind, was es in Leipzig zu lesen gibt und weshalb ein Museum in Denver Objekte nach Südostasien zurückgibt: Kurze Meldungen aus dem Kunstmarkt.
„Ich wollte immer Gegenwart“ betitelte der Galerist und Begründer des Kölner Kunstmarkts, Rudolf Zwirner, seine Autobiographie. Einer abseits des Geschäftlichen gepflegten Leidenschaft auch für Alte Meister tat das offensichtlich keinen Abbruch: Am 30. Mai versteigert Grisebach im Rahmen der Sommerauktion in Berlin 33 Arbeiten auf Papier aus drei Jahrhunderten, die der Neunzigjährige aus seiner Privatsammlung eingereicht hat. Spitzenlos ist Pierre-Paul Prud’hons um 1808 entstandene Gouache „L’Enlèvement de Psyché“ (Taxe 200.000 bis 300.000 Euro). Eine Radierung Rembrandts und eine Frottage Max Ernsts gehören ebenfalls zur Offerte. Die mittlere Gesamterwartung der kuratierten Selektion beträgt 700.000 Euro.
Abseits der Zwirner-Kollektion wird Grisebach ein weiteres grafisches Highlight aufbieten: Aus der Familie des Bruders von Caspar David Friedrich kommt eine zarte Bleistift- und Sepia-Zeichnung des Romantikers zur Auktion, die eine von Bäumen umstandene, brennende Kirchenruine zeigt. Das 50 mal 72 Zentimeter messende Blatt ist auf 1800/01 datiert und nun mit einem Schätzpreis von 200.000 bis 300.000 Euro versehen.
Kölner Märchenstunde
Die zwei Bände der 1812 und 1815 im ersten Druck der ersten Ausgabe erschienen Grimm’schen „Kinder- und Hausmärchen“ sorgten bei ihrer Versteigerung in der Frühjahrsauktion von Venator & Hanstein in Köln für einen Rekord: Auf 120.000 Euro taxiert, wechselten sie für 215.000 Euro den Besitzer. Insgesamt setzte die Auktion von Büchern, Autographen und Drucken mit Aufgeld 1,8 Millionen Euro um. Die Verkaufsrate lag bei 85 Prozent.
Leipziger Lesestoff
In Kooperation mit der Leipziger Buchmesse findet die dreißigste Leipziger Antiquariatsmesse statt. Bis zum 24. März präsentieren in Halle 5 der Messe 43 Antiquariate aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Slowakei und Tschechien Bücher, Grafiken, Fotografien und Autographen.
Raubkunst in Denver
Das Denver Art Museum gibt elf südostasiasche Objekte aus seiner Sammlung nach Vietnam, Thailand und Kambodscha zurück. Sie kamen, vermittelt durch Emma C. Bunker, ein verstorbenes früheres Museumskuratoriumsmitglied, in den Bestand. Die Kunsthistorikerin spielte eine Schlüsselrolle bei Geschäften des später als Raubkunsthändler besonders von Kulturgütern der Khmer diskreditierten, inzwischen gleichfalls verstorbenen Douglas Latchford.