Kampf um „Daily Telegraph“ :
London stoppt Verkauf von Zeitungen an Emirate

Von Philip Plickert, London
Lesezeit: 2 Min.
Der Verkauf des „Daily Telegraph“ nach Abu Dhabi ist vom Tisch.
Aufatmen beim „Telegraph“ und „Spectator“: Die Blätter gehen nicht an einen Scheich. Neuer Übernahmefavorit ist ein rechtsgerichteter Hedgefondsgründer. Und die Regierung legt ein Gesetz zum Verkauf von Zeitungen auf.
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Die britische Regierung wird verhindern, dass ausländische Staaten Zeitungen oder Zeitschriften im Königreich kaufen. Eine entsprechende ­Gesetzesänderung hat das Oberhausmitglied Lord Stephen Parkinson im Namen der Regierung von Rishi Sunak angekündigt. Damit stoppt sie die umstrittene Übernahme der konservativen Zeitung „Daily Telegraph“ und des Magazins „The Spectator“ durch Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan. Der geplante Verkauf an eine US-Investmentgesellschaft, die mehrheitlich dem Vizepräsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gehört, hatte seit Wochen für Unruhe gesorgt, besonders in den Reihen der Torys.

„Spectator“-Chefredakteur Fraser Nelson zeigte sich nun hocherfreut: „Das Parlament handelt, um die Pressefreiheit zu schützen.“ Ironischerweise bewegt sich die Tory-Regierung auch, weil Labour Widerstand gegen die Übernahme angekündigt hatte. Das Investmentvehikel Red Bird IMI, das die Telegraph Media Group kaufen wollte, zeigte sich „sehr enttäuscht über die Entwicklung“. Red Bird hatte der Barclay-Familie, den „Telegraph“-Eigentümern, aus der Schuldenpatsche geholfen. Die „Telegraph“-Gruppe sollte angeblich 600 Millionen Pfund kosten. Als Red-Bird-Direktor fungiert der ehemalige CNN-Chef Jeff Zucker. Er hatte bekräftigt, die redaktionelle Unabhängigkeit zu sichern. Doch die Bedenken wegen des Eigentümers aus den autoritär regierten Emiraten trieben in London viele auf die Barrikaden.

Nachdem Red Bird IMI nun offenbar aus dem Rennen ist, ist die Telegraph Media Group wieder auf dem Markt. Interesse hatten unter anderem der Eigentümer der „Daily Mail“-Gruppe und Rupert Murdoch angemeldet. Ihm gehören in Großbritannien schon „The Times“ und „The Sun“. Als Favorit für die Übernahme wird indes der rechtsgerichtete ­Hedgefondsgründer Paul Marshall gehandelt. Der Multimillionär hat schon die Plattform Unherd aufgebaut und ist Hauptaktionär des 2021 gestarteten, rechtskonservativen Senders GB News. Käme Marshall zum Zuge, erlangte er als neuer Medienbaron erheblichen Einfluss in der Tory-Partei.

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