Michael Caine zum Neunzigsten :
Aufhören kommt für ihn nicht in Frage

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Diener und Arbeiter: Michael Caine
Er kam von ganz unten und wurde einer der größten britischen Stars: Dem Schauspieler Michael Caine zum neunzigsten Geburtstag.
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Vielleicht, weil er von ganz unten kam und lange auf Anerkennung warten musste, hört er selbst im hohen Alter mit der Schauspielerei nicht auf. Von Ruhestand jedenfalls kann bei Sir Mi­chael Caine, der 1933 als Sohn ei­ner Putzfrau und eines Fischmarktarbeiters im Londoner Armenviertel Elephant and Castle zur Welt kam, keine Rede sein. Die Ruhelosigkeit, die ihn dazu brachte, im Lauf seiner langen Karriere in mehr als hundertsechzig Filmen mitzuwirken, ist seinen Rollen gleichwohl nicht anzumerken.

Gerade erst war er in „Best Sellers“ zu sehen, einem Kinofilm von 2021. Darin spielt der zweifache Oscar-Preisträger so etwas wie die eigene Alternativbiographie. Denn auch wenn es ihm anders als dem betagten, ob seiner Misserfolge verbitterten Schriftsteller Harris Shaw ergangen ist, der im Film zur Rettung eines kleinen Verlagshauses aus der Einsamkeit gerissen wird, hätte das auch sein Schicksal sein können – jedenfalls meint man dies dem Spiel von Michael Caine anzumerken.

Der Verführer lässt schön grüßen

Als dauerfluchender Griesgram, der über Nacht zur Kultfigur wird, dessen Wutausbrüche viral gehen, erweckt der Brite die Geschichte zwar zum Leben. Doch kann selbst er aus einem letztlich verunglückten Drehbuch keinen herausragenden Film mehr machen. Darin zeigt sich nicht zuletzt, was die Regiedebütantin Lina Roessler von einem Könner wie Chri­stopher Nolan unterscheidet: dass schon die richtige Besetzung der Rollen eine Kunst ist. Auch der Ausnahmeregisseur Nolan holt Caine immer wieder vor die Kamera, doch lässt er ihn dann nicht etwa Hauptrollen spielen, sondern in großartigen Nebenrollen brillieren.

Frauenschwarm? Michael Caine als „Alfie“ 1966
Frauenschwarm? Michael Caine als „Alfie“ 1966Getty

Alfred zum Beispiel ist so eine Fi­gur, Bruce Waynes Diener in Nolans legendärer Batman-Trilogie, den ­Caine mit einer Jovialität und Selbstverständlichkeit im Umgang mit Bösewichtern, Kellerverliesen und einem exzentrischen Milliardär ausstattet, als sei er selbst in einem Schloss zur Welt gekommen. Michael Caine gilt hierzulande als Inbegriff britischer Liebenswürdigkeit. Er selbst bezeichnet sich als einzigen Schauspieler, der „neben Harold Lloyd mit Brille Karriere gemacht hat“. Geboren als Maurice Joseph Micklewhite, war ihm das alles andere als vorgezeichnet. Die lang ersehnte Anerkennung kam erst nach zwölf Jahren Bühnenpräsenz und mehr als hundert Fernsehfilmen 1965 mit „Ipcress – streng geheim“. Die Rolle des altmodischen Geheimagenten Harry Palmer – ein Vorgänger von Harris Shaws und Gegenpart zu James Bond – konterkarierte er selbst mit seiner Rolle des Vorstadt-Casanovas Alfie in „Der Verführer lässt schön grüßen“.

Dass er bei allen Gelegenheiten zugesagt habe, was viele schlechte Filme einschließe, hat er selbst einmal bekannt. Insofern ist der von der Queen geadelte Schauspieler seiner Klasse treu geblieben als viel beschäftigter Schwerstarbeiter im Showbusiness. Heute wird Michael Caine neunzig Jahre alt.

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