NSA-Affäre in der Kunst : Das Schweigen der Vernetzungsjunkies

Wieso tun sich Künstler mit der NSA-Affäre und der Ausspähung der Bürger so schwer? Die Gründe für das Schweigen sind vielfältig. Dabei könnte die Gegenwartskunst die abstrakte Bedrohung durch die Geheimdienste endlich visuell erfahrbar machen.
Wo sind die Künstler? Ausgerechnet in der zeitgenössischen Kunst, der man eine besondere Affinität zu digitalen Themen zuschreibt - kaum einer, der nicht täglich Bilder aus dem Netz fischt oder seine Website aktualisiert -, herrscht Schweigen zur Spähaffäre und zur Diskussion um Whistleblower. Man möchte sagen: betretenes Schweigen. In Film und Literatur gab es Protestäußerungen: Aus Hollywood meldeten sich Alec Baldwin, Maggie Gyllenhaal, Russell Brand und Oliver Stone zum Fall Manning zu Wort; deutsche Schriftsteller rafften sich in Sachen NSA immerhin zu einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel auf. Die Kunstszene müsste spätestens seit Ai Weiwei und Pussy Riot besonders sensibilisiert sein für die Verletzung der Meinungs- und Informationsfreiheit; zuletzt regte sich aufgrund des Anti-Schwulen-Gesetzes in Russland Protest gegen die Moskau-Biennale und die für Sankt Petersburg geplante Manifesta. Aber auffallend ruhig bleibt es in Sachen Whistleblower und Spähaktivitäten nun auch im Westen. Warum?