Restaurants und ihre Namen : Zur Buchstabensuppe
Manche Dinge – Platten, Bands, Bücher, Autoren – mag man oft allein deswegen, wie sie heißen. Chimamanda Ngozi Adichie zum Beispiel. Oder „Tauben im Gras“. Und eine Platte „Steve McQueen“ zu nennen, wie es Prefab Sprout einmal taten – wie könnten die Songs darauf nicht wunderschön sein?
Ganz anderes Beispiel: „Hairway to Steven“. Das ist einerseits poetischer als das Original, auf das es anspielt, „Stairway to Heaven“, andererseits macht der Bandname dazu (Butthole Surfers) den Effekt durch akuten Punkpubertismus dann leider sofort wieder zunichte.
Bei Restaurants ist es ähnlich. Dem „Nobelhart & Schmutzig“ rennen sie ja grade die Tür ein in Berlin. Das klingt nur derartig erfunden, egal wie es schmeckt – dann lieber gleich die höhere Rätselhaftigkeit vom „Fichtekränzi“ (Frankfurt), „Zum Gulden Stern“ (Nürnberg) oder, unübertroffen, vom „Schnapperwirt“ am Schliersee. Oder gleich alles mit Apostroph, wo er nicht hingehört. Solange die Bratwurst gut ist, muss der Koch ja kein Schönschreiber sein.
Feinkost in strenger Sortiertheit
Seit einiger Zeit aber scheint es nicht mehr ohne Geschichtsschreibung zu gehen bei Restaurants und Feinkost. Allein in Berlin gibt es die „Butterhandlung“, die „Fleischhandlung“ und die „Essenhandlung“ (da wäre, anders als bei „Udo’s Brutzelstube“, ein s zu wenig statt zu viel). Auf die „Ersatzhandlung“ (vegane Burger) oder die total naheliegende „Gerichtsverhandlung“ (Entschuldigung) ist noch keiner gekommen – aber sicher steht in diesem Augenblick irgendwo ein Unternehmensberater auf, der was Neues machen will in seinem Leben und denkt, die Welt brauche dringend noch ein Feinkostgeschäft in der strengen Sortiertheit einer Mönchszelle, wo es nur Wollschweinsalami aus Bodenwerda gibt – und eröffnet genau so eine Handlung in einem Innenstadtviertel in Ihrer Nähe und nennt sie so.
Die Wahl zwischen einer „Trattoria Gigante“ (Düsseldorf, Inhaber Leo Gigante) und einem Restaurant, das klingt wie eine ironische Anwaltskanzlei, fällt jedenfalls leicht. Der edlen Einfalt und stillen Größe, die einem die „Handlung“ vormachen will, steht der Ehrgeiz im Weg, den so ein Name verrät. Und überhaupt, wenn man mal zum Griechen gehen will, sollte man einfach „Zum Griechen“ (Bayreuth) gehen. Er heißt überall so, nicht nur dort, und immer schon.