Yuval Raphael aus Israel : Sie überlebte das Massaker – nun singt sie beim ESC
Fast sieben Stunden dauerte ihr Martyrium. Yuval Raphael hat das Massaker durch die Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 in der Negevwüste nur mit viel Glück überlebt. Die junge Israelin war mit einer Freundin zu dem Supernova-Musikfestival gegangen. Was sie dort erlebte, hat sie seither immer wieder erzählt, unter anderem auch vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf.
Erst tanzten die beiden jungen Frauen auf dem Psytrance-Festival die halbe Nacht durch, am frühen Morgen aber setzte plötzlich die Musik aus. Sirenen heulten, was nicht ungewöhnlich für die beiden Israelinnen war. Doch dann kamen die Terroristen, und die damals 22 Jahre alte Raphael rettete sich mit etwa 50 anderen Konzertbesuchern in einen kleinen Schutzbunker, der für nur zehn Personen ausgelegt war. Eine Tür aber gab es nicht.
Stundenlang schossen die Terroristen immer wieder in den Raum hinein, warfen Granaten auf die jungen Leute. Wie durch ein Wunder überlebte Raphael inmitten der Leichen und vor allem unter den toten Körpern. Sie war eine von nur elf weiteren, alle anderen waren tot. Monatelang ging die junge Frau danach in eine Therapie, ihre Mutter ist selbst Therapeutin.
Setzte sich im israelischen Vorentscheid durch
Und Raphael fand im vergangenen Jahr zur Musik, was sie als Teil ihres Heilungsprozesses bezeichnet. Obwohl sie gerade erst mit dem Singen angefangen hat, setzte sie sich am Mittwochabend beim traditionsreichen israelischen Vorentscheid durch, dem Casting-Marathon „HaKokhav HaBa 2025 – The Next Star“, und wird ihr Land nun beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai in Basel vertreten. Zu verdanken hat sie das auch ihrer Stimmgewalt, die Zuschauer und Juroren überzeugte. Mit welchem Lied sie in die Schweiz fahren wird, steht noch nicht fest. Noch bis zum 2. Februar können Beiträge beim zuständigen Sender KAN eingereicht werden, in allen Sprachen. Nur einige Zeilen müssen auch auf Hebräisch sein.
Rechnet mit Buhrufen aus dem Publikum
Der „Times of Israel“ hat Raphael, die in Ra'anana in der Nähe von Tel Aviv aufwuchs und als Kind auch einige Jahre in der Schweiz lebte, erzählt, dass sie durchaus auch mit Buhrufen bei ihrem Auftritt in Basel aus dem Publikum rechnet. Schon Eden Golan war im vergangenen Jahr in Malmö zu einer Zielscheibe von Kritikern des Gazakriegs geworden, die vor allem Israel für das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung verantwortlich machen.
„Ich möchte meine Geschichte erzählen“, sagte Raphael gegenüber der „Times of Israel“. „Aber nicht, um Mitleid zu bekommen.“ Sie tue das vielmehr aus einer Position der Stärke, eine Stärke, die sie hoffentlich aufbringen werde angesichts der Buhrufe, „die zu 100 Prozent vom Publikum kommen werden“.