Studie zu Ängsten und Sorgen : Am meisten sorgen sich die Deutschen um ihren Wohlstand

Die Deutschen fürchten ums Geld: Steigende Preise, hohe Mieten und Steuern zählen laut der Studie „Die Ängste der Deutschen 2023“ zu ihren größten Sorgen. Doch auch die Zuwanderung besorgt viele.
Die größten Ängste der Deutschen drehen sich zurzeit ums Geld. Die Furcht vor steigenden Preisen, vor teurem Wohnraum und vor Steuererhöhungen beziehungsweise Leistungskürzungen sind die dominierenden Sorgen in diesem Jahr. Das ergab die Studie „Die Ängste der Deutschen 2023“, deren Ergebnisse am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurden. Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten landete schon im vergangenen Jahr auf dem ersten Platz; in diesem Jahr wurde sie von zwei Dritteln der Deutschen geteilt.
Die Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki von der Philipps-Universität Marburg, die die Studie begleitet, sagte, die Deutschen sähen ihren Lebensstandard gefährdet. „Das schürt Abstiegsängste.“ Die Sorge um bezahlbaren Wohnraum passt da ins Bild. Sie wird von 60 Prozent der Deutschen geteilt; im Westen ist sie deutlich verbreiteter als im Osten des Landes.
„Multiple Krisen“ überfordern die Menschen
Die Sorge um eine wirtschaftlich schlechtere Lage des Landes ging jedoch im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Hälfte der Befragten äußerte die Angst vor einer Rezession, damit belegt sie nur Platz fünf, vergangenes Jahr lag sie noch auf Platz drei. Borucki erklärte das damit, dass derzeit „multiple Krisen“ die Menschen überforderten. Dadurch rückten persönliche Sorgen in den Fokus: „die Angst vor Wohlstandsverlust oder um die eigene Existenz“. Sie überlagerten das Thema Rezession. Die Wissenschaftlerin sprach von „Abstumpfungseffekten“, wie man sie aus der Stressforschung kenne.
Am deutlichsten stieg im Vergleich zum Vorjahr die Angst, dass die Zahl der Geflüchteten die Deutschen und ihre Behörden überfordere. Sie legte um elf Prozentpunkte auf 56 Prozent zu und ist damit die viertgrößte Angst. Auffällig ist, dass diese Angst im Westen erstmals größer ist als im Osten; bisher war es immer umgekehrt. In Westdeutschland nahm sie um 13 Prozentpunkte zu, in Ostdeutschland blieb sie unverändert. „Aus einer überwiegend ostdeutschen Sorge ist damit ein Thema geworden, das die Menschen überall in Deutschland gleichermaßen bewegt“, sagte Borucki. „Die Befragten haben Angst, dass die Integration nicht gelingt.“
Eine ähnliche Steigerung zeigt sich bei der Angst, dass das Zusammenleben zwischen Deutschen und hier lebenden Migranten durch einen weiteren Zuzug von Menschen aus dem Ausland beeinträchtigt werde. Doch beide Sorgen bleiben deutlich unter ihren Höchstwerten von 2016.
Die Studie wurde bereits zum 32. Mal vom Infocenter der R+V-Versicherung erhoben. Dafür wurden mehr als 2400 Menschen nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit befragt.