Polen : Staatsanwaltschaft hält von Hagens Leichenlabor für unzulässig
Der durch die „Körperwelten“-Ausstellungen weltweit bekannte und umstrittene Wissenschaftler Gunther von Hagens stößt mit seinen Plänen, in Westpolen ein Labor zur Präparation von Leichen zu bauen, auf Widerstand. Von Hagens hatte vor mehreren Monaten im polnischen Dorf Sieniawa Zarska (Schönwalde) ein Grundstück und ein Firmengebäude gekauft und angekündigt, in der Fabrik Ausstellungsmaterialien zu lagern und Maschinen für die Leichen-Plastination herzustellen. Außerdem könnten in dem polnischen Dorf künftig auch menschliche Körper haltbar gemacht werden.
Nach gründlicher Prüfung der Gesetzeslage kam Bezirksstaatsanwalt Jan Wojtasik zu dem Schluß, daß das Labor gegen polnische Vorschriften verstoßen würde, berichtete die „Gazeta Wyborcza“ am Donnerstag. „Wenn von Hagens die Arbeit beginnt, werden wir Ermittlungen aufnehmen“, kündigte ein Justizsprecher an.
Im dem 1150-Seelen-Dorf gehen die Meinungen auseinander. Ein Teil der Einwohner des Dorfes unterstützt das Projekt, das 300 bis 400 Arbeitsplätze in der von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Region schaffen soll. Andere Einwohner protestieren gegen die Pläne und bezeichnen die Arbeit des Leichenpräparators als „Entweihung“ des menschlichen Körpers. Zwar seien neue Arbeitsplätze willkommen, es dürften aber keine Arbeiten am Menschen durchgeführt werden. „Das wäre sehr ärgerlich und kommt nicht in Frage“, sagte ein Sprecher des Dorfes Sieniawa Zarska. Von Hagens will im April nach Polen fahren und mit Einwohnern und Gemeindeverwaltung sprechen. Der Gemeinderat, der sich Anfang der Woche mit dem Vorhaben befaßte, will erst nach dem Gespräch über eine Betriebsgenehmigung entscheiden.
Bei der Plastination werden Körperflüßigkeiten und Fett mit Kunststoffen ersetzt, um die Leichen haltbar zu machen und auszustellen. Die Körperwelten-Ausstellung haben seit 1997 fast 14 Millionen Menschen besucht. Die Schau wurde in Deutschland besonders von Kirchen und Politik kritisiert, die moralische Bedenken äußerten und gegen mangelnden Respekt gegenüber Leben und Tod protestierten.