Gericht :
Strafbefehl gegen „Körperwelten“-Macher

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Geldstrafe wegen Titelmißbrauchs: von Hagens
Der Anatom Gunther von Hagens, Macher der umstrittenen „Körperwelten“-Ausstellung, ist mit einer Geldstrafe wegen Titelmißbrauchs belegt worden.
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Der wegen seines Umgangs mit Leichenteilen umstrittene Anatom Gunther von Hagens ist wegen Titelmissbrauchs mit einer Geldstrafe belegt worden. Über welchen Betrag sich der vom Amtsgericht Heidelberg erlassene Strafbefehl beläuft, konnte eine Gerichtssprecherin am Dienstag nicht sagen.

Von Hagens hat nach Angaben des Gerichts nun zwei Wochen Zeit zu entscheiden, ob er den Strafbefehl annehme oder nicht. Falls der auch wegen seiner Ausstellung „Körperwelten“ kritisierte Hagens ihn ablehnt, kommt es zu einer förmlichen Gerichtsverhandlung.

Anzeige der Uni Heidelberg

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen beantragt. Im Januar hatte die Anklagebehörde erklärt, von Hagens werde zur Last gelegt, zwischen Anfang Februar 2002 und Mitte August 2003 in fünf Fällen Schriftstücke mit „Prof.“ oder „Professor“ Dr. Gunther von Hagens unterzeichnet zu haben, obwohl er nicht berechtigt gewesen sei, den akademischen Grad eines Professors ohne Hinweis auf dessen chinesischer Herkunft zu führen. Die Staatsanwaltschaft war auf Grund einer Anzeige der Universität Heidelberg aktiv geworden.

Hagens hatte im September 2003 betont, er trage den chinesischen Professorentitel rechtmäßig. Bereits im Jahre 2001 habe das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen seine Zustimmung zur Führung seines von der Dalian Medical University verliehenen Professorentitels erteilt.

Handel mit Plastinaten bestätigt

Bereits am Montag hatte die Universität Heidelberg einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ bestätigt, in den neunziger Jahren Leichen aus Russland erhalten und plastinierte Leichenteile weiterverkauft zu haben. Bis 1996 hat „Körperwelten“-Erfinder von Hagens an der Uni Heidelberg gearbeitet. Ihm war in der Vergangenheit mehrmals vorgeworfen worden, er habe aus dem Ausland Leichen erhalten, deren Herkunft unklar sei.

Die Leichen im konkreten Fall seien von einem wissenschaftlichen Institut in Moskau geliefert worden, mit dem eine Kooperation bestanden habe, hieß es. Nach heutigem Wissensstand könne nicht mehr nachvollzogen werden, wie das Moskauer Institut an die Leichen gekommen sei, betonte ein Sprecher der Uni Heidelberg. Der damalige Handel sei rechtmäßig gewesen, das Geld für die Plastinate seien mit Wissen des zuständigen baden-württembergischen Ministeriums in Stuttgart auf ein Drittmittelkonto geflossen. Die Uni Heidelberg hat sich von der „Körperwelten“-Ausstellung distanziert.

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