Mächtige Verlage :
Gelenkte Wissenschaft

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Der Verlag Springer Nature auf der Internationalen Buchmesse im chinesischen Bejing.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft warnt vor dem wachsenden Einfluss der Großverlage auf die Forschung. Die Wissenschaftsfreiheit ist hier von zwei Seiten bedroht.

Die wissenschaftlichen Großverlage, die den Publikationsmarkt dominieren, verdienen ihr Geld immer weniger mit genuin verlegerischen Tätigkeiten. Der niederländische Konzern Elsevier, der zusammen mit Springer Nature und Wiley ein Oligopol bildet, holt den größten Teil seines Umsatzes mittlerweile mit Datenanalysen. Nach dem Vorbild von Google will er diesen Sektor in den kommenden Jahren ausbauen. Der Rohstoff dafür sind die Daten der Wissenschaftler.

Auf die Gefahren, die sich daraus für die Wissenschaft ergeben, weist mit deutlichen Worten ein Papier des DFG-Ausschusses für wissenschaftliche Bi­bliotheken und Informationssysteme hin. Die persönlichen Informationen über die Forscher werden von den Verlagen mit Daten aus anderen Quellen angereichert und auf dem Datenmarkt verkauft oder für wissenschaftliche Dienstleistungen verwendet. Beispielsweise etabliere Relx, das Mutterunternehmen von Elsevier, seine Software Pure weltweit mit dem ausdrücklichen Ziel, Einblicke in den gesamten Forschungszyklus zu geben. Auf Basis der Daten wird Wissenschaftlern geraten, in welchen Journalen sie publizieren und mit welchen Themen sie Karriere machen. Hochschulen wird empfohlen, in welcher Disziplin sie am besten expandieren und welche Wissenschaftler sie zu sich rufen. Die Analysen haben damit tiefgreifenden Einfluss auf die Wissenschaft und verändern die Themensetzung nach undurchsichtigen, rein quantitativen Kriterien. Die Wissenschaft, so folgern die Autoren, dürfe sich das Ruder nicht von der Privatwirtschaft aus der Hand nehmen lassen und müsse verhindern, dass ihre Werte ausgehöhlt werden.

Die Wissenschaftsfreiheit ist hier von zwei Seiten bedroht. Denn was mit den Daten geschieht, weiß in der Regel niemand außer den Verlagen und ihren Unterhändlern. Wissenschaftliche Institutionen, folgert das DFG-Papier, können zu Mitverantwortlichen für die Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung werden. Das ist in erster Linie als Hinweis an die „Deal“-Gruppe zu verstehen. Der Zusammenschluss von siebenhundert Bibliotheken unter der Federführung der Hochschulrektorenkonferenz hat dem Großverlag Wiley vergangenes Jahr in einem mit knapp achtzig Millionen Euro dotierten Vertrag weitreichenden Zugriff auf die persönlichen Daten von Forschern erlaubt. Wenn Wissenschaft, wie beim „Deal“-Vertrag, mit gesammelter Verhandlungsmacht auftritt, muss sie den Ausverkauf ihrer Freiheit verhindern.

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