Angst vor Angriffen :
Schweden stoppt Windparkprojekte in der Ostsee

Von Julian Staib, Hamburg
Lesezeit: 2 Min.
Windräder stehen zwischen den Inseln Rügen und Bornholm in der Ostsee, Aufnahme vom 29. August 2020
Aus Sicherheitsgründen sagt Stockholm den Bau von 13 großen in der Ostsee geplanten Windparks ab. Sonst seien mögliche Angriffe schwieriger zu entdecken, warnen die Streitkräfte.
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Schweden hat aus Sicherheitsgründen 13 von 14 in der Ostsee geplanten Windparks gestoppt. Die Regierung sei der Ansicht, dass der Bau der Projekte „unannehmbare Folgen für die schwedische Verteidigung“ habe, sagte Verteidigungsminister Pål Jonson am Montag in Stockholm bei einer Pressekonferenz zusammen mit Umweltministerin Romina Pourmokhtari sowie Energie- und Wirtschaftsministerin Ebba Busch. Es sei das „einzig Verantwortliche“, die Windkraft im Ostseeraum nicht auszubauen, sagte Jonson. Seinen Angaben nach würde der Bau der Anlagen die Signalaufklärung erschweren, auch seien dadurch U-Boote und mögliche Luftangriffe im Kriegsfall schwerer zu entdecken. „Sowohl ballistische Raketen als auch Marschflugkörper sind ein großes Problem, wenn man Offshore-Windkraft hat“, sagte Jonson.

Mehr Windräder könnten Radare stören

Die schwedischen Streitkräfte hatten kürzlich gewarnt, dass weitere Windkraftanlagen etwa Sensoren von Radaranlagen negativ beeinflussten und die Entdeckung eines auf Schweden abgefeuerten Marschflugkörpers deutlich verzögern könnten. Das sei angesichts der aktuellen Bedrohungslage nicht zu akzeptieren, hatte dazu der Chef des Verteidigungsstabs gesagt. In einem Bericht des Verteidigungsministeriums heißt es laut dem Sender SVT, in weiten Teilen der Ostsee gebe es „keine Voraussetzungen für die Errichtung von Windkraftanlagen“. Schweden spielt für die NATO im Ostseeraum als Brückenkopf in Richtung baltische Staaten eine zentrale Rolle und verfügt über wichtige Fähigkeiten zur Aufklärung.

Die Regierung genehmigte nun nur einen Windpark nördlich von Göteborg an der Westküste. Die anderen 13 Windparks waren entlang der Küste von Åland bis zum Öresund geplant gewesen. Sie hätten Anlagen mit insgesamt mehr als 1500 Turbinen umfasst, die zusammen die enorme Menge von potentiell mehr als 130 Terawattstunden Strom im Jahr erzeugt hätten. Energieministerin Busch sprach von einer „harten Entscheidung“, die notwendig sei.

Woher nun stattdessen die Energie kommen soll, die zur Transformation auch der heimischen Wirtschaft gebraucht wird, ist offen. Zwar will die Regierung in Stockholm die Windkraft an Land ausbauen und setzt dafür Anreize, so sollen Kommunen dafür Förderung erhalten. Allerdings wurden zuletzt nur wenige Genehmigungen erteilt. Zugleich soll die Atomkraft aus Sicht der Regierung ausgebaut werden. Dafür sollen neue Kernenergieprojekte gefördert werden.

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