Krieg in Syrien : Das Versagen

Aleppo ist ein Trümmerhaufen, Syrien wieder in den Händen von Machthaber Baschar al Assad. Die internationale Staatengemeinschaft hat versagt. Was geschieht nun?
Das zerstörte Aleppo ist ein Mahnmal, wie es 1631 Magdeburg nach der völligen Zerstörung war. Damals war der Dreißigjährige Krieg nicht zu Ende, und mit der Zerstörung Aleppos endet auch der Krieg in Syrien nicht. Im 17. Jahrhundert hatte es noch keine internationale Ordnung gegeben, die solche Massaker hätte verhindern können; eine solche Ordnung, das ist die schreckliche Erkenntnis des Kriegs in Syrien, gibt es auch heute nicht (mehr). Denn die Staatengemeinschaft, seit 1945 verkörpert durch die Vereinten Nationen und den Sicherheitsrat, haben sich als nicht handlungsfähig erwiesen, haben also versagt – zumindest aus der Sicht derer, die für Syrien eine politische Lösung angestrebt hatten und im UN-Sicherheitsrat nicht wie Russland eine Blockadepolitik durch Vetos praktizierten. Die „Sieger“ aber setzen auf eine militärische Lösung, bei der die Zivilbevölkerung nicht verschont wird, und degradieren den UN-Sicherheitsrat zur Farce.
Der Krieg wird weitergehen, zumal das syrische Regime nicht über genügend Bodentruppen verfügt, um das ganze Land zu kontrollieren. Für das Regime kämpfen zwar zwei Divisionen der syrischen Armee, dazu tschetschenische Kämpfer aus Russland, die libanesische Hizbullah sowie mehr als 50.000 schiitische Milizionäre aus dem Irak und aus Iran, aus Afghanistan und Pakistan. Erst als sie alle zusammengezogen waren, konnte Assad Aleppo einkesseln und aushungern. Dadurch entstanden offene Flanken, wodurch zuvor eroberte Städte und Gebiete wieder an den Feind namens IS fielen, zuletzt Palmyra. Den Einwohnern, die nun aus Aleppo evakuiert werden, dürften die Bodentruppen des Regimes folgen. Denn die bewaffneten Rebellen werden ihr Heil in einem Guerrillakrieg suchen. Was heute in Aleppo geschieht, wiederholt sich morgen an anderen Orten.
Im zerstörten Aleppo aber wird es lange Zeit keinen Frieden geben. Vor der letzten Kriegsrunde hatten im Osten Aleppos noch 250.000 Menschen ausgeharrt. Aufgefangen werden die Flüchtlinge in der Provinz Idlib und in der Türkei, die dabei nicht alleine gelassen werden darf. Offen bleibt, wer Aleppo mit wessen Geld dereinst wiederaufbauen wird. Die Russen werden es nicht sein. Bei ihnen liegt nun aber die Verantwortung für einen politischen Übergang in Syrien. Dann wird sich zeigen, ob Russland mehr kann als Städte zu bombardieren und Cyberkrieg zu führen.