Brexit-Debatte : Obama wirbt energisch für britischen EU-Verbleib

Die EU vergrößere den Einfluss Britanniens in der Welt, schreibt der amerikanische Präsident Obama in einem Zeitungsbeitrag. EU-Gegner auf der Insel verbitten sich die Einmischung.
Noch vor seinem Treffen mit Premierminister David Cameron hat der amerikanische Präsident Barack Obama bei seinem Großbritannien-Besuch energisch für den EU-Verbleib der Insel geworben. „Die Europäische Union schmälert den britischen Einfluss nicht – sie vergrößert ihn“, schrieb er in einem Beitrag für den traditionell EU-kritischen „Daily Telegraph“.
Die EU habe geholfen, britische Werte und Praktiken von der Demokratie bis zu offenen Märkten bis an den Rand des Kontinents zu verbreiten, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Beitrag. Und auch in Zukunft werde ein starkes Europa die „globale Führungsrolle Großbritanniens nicht bedrohen, sondern steigern“.
Obama war am Donnerstagabend zu seinem fünften Besuch seit seinem Amtsantritt in Großbritannien eingetroffen. Am Freitag ist zunächst ein Mittagessen mit Königin Elisabeth II. auf Schloss Windsor geplant. Die Monarchin hatte am Donnerstag ihren 90. Geburtstag gefeiert. Am Nachmittag steht dann das Treffen mit Cameron an, anschließend wollen sich die Politiker der Presse stellen.
Obama hatte schon zuvor klar gemacht, dass er durch einen Austritt des Königreichs bei einem „Nein“ im Brexit-Referendum im Juni eine Schwächung der EU fürchte. Im „Telegraph“ schrieb er nun an die Briten: „Die Vereinigten Staaten und die Welt brauchen auch weiterhin Ihren übergroßen Einfluss – innerhalb Europas“. Der Weg, den Großbritannien im Sommer einschlagen werde, werde gar „in den Chancen der heutigen Generation der amerikanischen Bürger widerhallen“.
Während viele „Atlantiker“ auf der Insel für Obamas Worte empfänglich sein dürften, versuchen die EU-Gegner, seine Werbung auszuschlachten. Ukip-Chef Nigel Farage rief den amerikanischen Präsidenten auf, sich aus den britischen Belangen „herauszuhalten“. Der ehemalige Kabinettsminister Iain Duncan Smith bezeichnete Obamas Intervention als „unangemessen“. Beide bedienen die verbreitete Sorge, London sei Washingtons Schoßhündchen.
Schon vor Obamas Landung gab es Kritik. Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson bezeichnete es als „empörend“, dass die Vereinigten Staaten in dem britischen Referendum Position beziehen. Medienberichten zufolge machten zudem mehr als hundert Parlamentarier ihrem Unmut in einem Brief an den amerikanischen Botschafter in London Luft.