Trotz Verbots : Tausende Hongkonger protestieren am Nationalfeiertag
Trotz eines Verbots sind in Hongkong am chinesischen Nationalfeiertag Tausende Menschen zu einem Protestmarsch für Demokratie und Menschenrechte durch die Stadt gezogen. „Freiheit für Hongkong“ und „Hongkong gib Gas“ riefen die zumeist schwarz gekleideten Demonstranten am Dienstag. Viele versteckten ihre Gesichter auf dem Weg durch die Innenstadt hinter Masken. Auch die Hymne der Protestbewegung wurde bei dem zunächst friedlichen Marsch angestimmt. Immer mehr Menschen strömten nach, um sich anzuschließen.
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hatten am Morgen in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong die Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag der Volksrepublik China begonnen. Abgeriegelt von der Öffentlichkeit verfolgten geladene Gäste im Messezentrum eine Zeremonie, die in die geschlossenen Räume übertragen wurde.
Eine Ehrengarde hisste die Nationalflagge an der goldenen Bauhinien-Statue, einem Wahrzeichen der früheren britischen Kronkolonie. Zwei Helikopter mit einer großen chinesischen und einer kleineren Hongkonger Fahne flogen über den Hafen entlang der Hongkonger Skyline.
Die Demonstranten fordern eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt bei den seit fünf Monaten andauernden Protesten, eine Amnestierung der mehr als 1500 bisher Festgenommenen, eine Rücknahme der Einstufung ihrer Proteste als „Aufruhr“ sowie freie Wahlen.
In Erwartung neuer Ausschreitungen schlossen die Behörden bereits am Morgen einige Straßen und U-Bahn-Stationen in der Innenstadt. Mindestens 6000 Polizisten hielten sich bereit, wie die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ berichtete. Mehrere große Einkaufszentren kündigten an, geschlossen zu bleiben; einige Hotels empfahlen ihren Gästen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten.
Hongkongs Behörden hatten einen für Dienstag geplanten großen Protestmarsch im Vorfeld untersagt. Die Demokratie-Bewegung hatte dennoch angekündigt, für den Tag mehrere Protestaktionen zu planen. Bei Protesten am Wochenende war es in Hongkong wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong mit einem eigenen Grundgesetz autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten.